Europa
Österreich nicht bei Lidice-Gedenkfeier in Tschechien
Kranzniederlegung zu Ehren der Opfer des Nazi-Massakers von 1942
Lidice - Die Tschechische Republik hat am Samstag des 60.
Jahrestags des Massakers der deutschen Besatzungsmacht von Lidice
gedacht. Als Vergeltung für das Attentat auf Reichsprotektor Reinhard
Heydrich am 27. Mai 1942 machten die Deutschen das etwa 20 Kilometer
von Prag gelegene Dorf dem Erdboden gleich. Die Republik Österreich
war auf der Gedenkfeier, zu der sich höchste Vertreter Tschechiens
eingefunden hatten, nicht vertreten. Der scheidende Ministerpräsident Milos Zeman erinnerte in seiner
Rede an den Plan Nazi-Deutschlands zur Zerstörung der tschechischen
Nation. Arbeitskräfte sollten ins Dritte Reich deportiert,
Kollaborateure sollten als Aufseher von Konzentrationslagern
eingesetzt werden. "Ich kann nur alle gegenwärtigen, vergangenen und
künftige Kollaborateure warnen: Sie können nicht mehr erwarten, als
die Aufseher ihres eigenen Volkes in fremden Diensten zu werden",
sagte Zeman.
An der Feier nahmen auch Senatspräsident Petr Pithart und der
Parteichef der Sozialdemokraten (CSSD), Vladimir Spidla, sowie
Vertreter der Kirchen, der Armee und von Opferverbänden teil. Kränze
zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors legten unter anderem
Repräsentanten der USA, Russlands, Großbritanniens, Frankreichs,
Deutschlands, aber auch außereuropäischer Staaten wie Mexiko und
Japan nieder. Aus Österreich war eine Arbeitsgemeinschaft von
KZ-Opfern angereist. Staatliche Vertreter fehlten.
Lidice wurden am 10. Juni 1942 niedergebrannt und anschließend dem
Erdboden gleichgemacht. Alle 102 Häuser des Dorfes wurden
geschliffen. 173 Männer wurden an Ort und Stelle exekutiert. Die
Frauen des Ortes wurden mit der Ausnahme von elf in
Konzentrationslager deportiert. 82 Kinder wurden in Auschwitz
vergast, neun wurden nach Deutschland verschickt. Lidice gilt als
größtes Massaker der Nazis auf tschechischem Boden. (APA)