Etat
Premiere bei Bundesliga-Verhandlungen unter Zeitdruck
Finanzspritze von 100 Mill. Euro soll Betrieb bis September sicherstellen
Der von der Insolvenz bedrohte
Kirch-PayTV-Sender Premiere drängt nach Angaben aus
Unternehmenskreisen auf eine schnelle Einigung über die
Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga, um sich eine Finanzspritze
der Gläubigerbanken zu sichern. "Man will eine Entscheidung bis
Anfang nächster Woche", hieß es am Freitag in den Kreisen. Die Vorstände der Gläubigerbanken Bayerische Landesbank und
HypoVereinsbank hatten einer Finanzspritze für Premiere von rund 100
Mill. Euro unter der Bedingung zugestimmt, dass der Sender den
Zuschlag für die PayTV-Rechte an der Bundesliga erhält und auch in
den Verhandlungen mit US-Filmstudios über Preisnachlässe Erfolge
aufweisen kann. Nach einem Bericht der "Süddeuschen Zeitung" fordert
die Bayerische Landesbank eine Erfüllung der Auflagen bis Montag. Ein
Sprecher des halbstaatlichen Instituts lehnte einen Kommentar dazu
ab.
Überbrückung
Premiere-Chef Georg Kofler kämpft seit der Insolvenz der
Muttergesellschaft KirchPayTV Anfang Mai um das Überleben des
defizitären Senders. Die Finanzspritze soll die Fortführung der
Geschäfte in den nächsten Monaten ermöglichen, in denen Premiere
einen neuen Investor suchen will. Die 100 Mill. Euro würden den
Geschäftsbetrieb von Premiere bis September sicherstellen, sagte der
vorläufige Insolvenzverwalter von KirchPayTV, Joseph Füchsl, dem
"Handelsblatt." Nun solle eine international erfahrene Investmentbank
mit der Investorensuche beauftragt werden, berichtete die Zeitung
weiter.
Premiere-Vorstellungen im Gepäck
Premiere müsse die PayTV-Rechte an der Bundesliga nicht unbedingt
direkt von dem Ligaverband DFL erwerben, sondern könne sie auch von
der insolventen Partner-Gesellschaft KirchMedia kaufen, die
ihrerseits an den Rechten für das werbefinanzierte Fernsehen
interessiert ist, hieß es in den Unternehmenskreisen weiter. Daher
hätten am Freitag die KirchMedia-Geschäftsführer Heinz-Joachim Ziems
und Alexander Liegl mit der DFL verhandelt. "Die haben die
Premiere-Vorstellungen im Gepäck", hieß es. Premiere biete 140 bis
150 Mill. Euro für die PayTV-Rechte je Spielzeit. Ergebnisse der
Gespräche seien noch nicht bekannt.
Der Medienunternehmer Herbert Kloiber habe ebenfalls ein Angebot
für die PayTV-Rechte vorgelegt. Wenn dieser den Zuschlag erhalte,
werde sich Premiere eben bei Kloiber um die Rechte bemühen, hieß es
in den Kreisen. "Wir sind die einzigen, die überhaupt technisch in
der Lage sind, alle Spiele der Bundesliga gleichzeitig live zu
zeigen." Kloiber hatte im vergangenen Jahr die Gründung eines
Bezahlfernsehsenders angekündigt, die Pläne dann aber wieder auf Eis
gelegt.
Zeitdruck
Auch die DFL steht unter Zeitdruck. Die Fußballvereine warten auf
die Gelder, die vor dem Start der neuen Saison zum Beispiel für
Spieler-Transfers fließen müssen. Die DFL-Geschäftsführung will am
Dienstag dem Aufsichtsrat und am Mittwoch auf einer
Gesellschafterversammlung den Vereinen möglichst schon ein Ergebnis
der Verhandlungen über die TV-Übertragungsrechte präsentieren.
Bisher hatte die DFL die TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga für
die nächsten beiden Spielzeiten an KirchMedia und KirchPayTV
vergeben. Diese können die vereinbarten Preise (360 Mill. Euro für
die Saison 2002/03, 460 Mill. für 2003/04) aber nicht mehr
aufbringen. Die letzte Rate über 80 Mill. Euro für die Übertragung
der vergangenen Saison hatte KirchMedia schon nicht mehr gezahlt. Vor
allem Vereine der Zweiten Bundesliga sind auf die Fernseh-Gelder
jedoch dringend angewiesen, da ihnen sonst die Pleite droht. (APA/Reuters)