Bregenz - Die Bregenzer Festspiele könnten bald Thema bei "Aktenzeichen XY ungelöst" sein. Den Genrewechsel ins Kriminalfach hat der Kulturbetrieb einem früheren Mitarbeiter zu verdanken. Burkhard P. (45) war 13 Jahre lang bei den Festspielen beschäftigt. Ebenso lange soll er Millionenbeträge auf eigene Konten gescheffelt haben. Im April erstattete die Festspielverwaltung Anzeige gegen den früheren Leiter der Personalverrechnung. Bei einer internen Revision war ein Fehlbetrag von 300.000 Euro entdeckt worden.Mittlerweile - nach dem Check durch einen Wirtschaftsprüfer - fehlen 1,016 Millionen Euro. Vermutlich hat P. die Beträge durch Fälschung der Unterschrift des kaufmännischen Leiters Franz Salzmann auf eigene Konten transferiert. Die Kripo wird in den nächsten Monaten die strafrechtliche Relevanz der einzelnen Transaktionen zu prüfen haben. Nach Burkhard P., der seit zwei Monaten flüchtig ist, wird international gefahndet. Auf die Veröffentlichung eines Steckbriefes hat man bisher verzichtet. Bleibt die Fahndung erfolglos - P. sei "spurlos verschwunden", heißt es aus der Kriminalabteilung - wird man auf die Hilfe des ZDF zurückgreifen, um das Aktenzeichen P. zu lösen. Die Bregenzer Festspiele haben den Veruntreuungsfall zur Chefsache erklärt. Präsident Günter Rhomberg kündigte die "Implementierung weiterer Kontrollmechanismen" an. Die Grünen hingegen fordern eine Prüfung durch den Landesrechnungshof. (jub/DER STANDARD, Printausgabe 15./16.2002)