Salzburg - Dem Ort Kaprun und der Europasportregion Zell am See/Kaprun ist nach der Brandkatastrophe vom November 2000 der wirtschaftliche Neustart gelungen. Mit Millioneninvestitionen in eine Qualitätsoffensive und mit zahlreichen Großveranstaltungen will man das Image der Region wieder heben.Einer dieser Events sind die vergangenen Mittwoch eröffneten dreitägigen Welttourismusspiele. Das sportliche Gipfeltreffen von Tourismus- experten ist für den Chef der Österreich Werbung, Arthur Oberascher, "das größte Werbefenster für den heimischen Tourismus". Immerhin waren 500 Gäste aus 35 Nationen bei den unterschiedlichsten Bewerben am Start. Höhepunkt ist der "Pinzgau Mega Men", eine Kombination aus Inlineskaten, Bogenschießen, Laufen und Mountainbiken. Laut Tourismusstaatssekretärin Mares Rossmann (FP) ist der Zuschlag für die Spiele Teil eines nach dem Unglück beschlossenen Maßnahmenpaketes. Damals habe man der Region eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Neuer "Gletscherjet" Die Kapruner selbst haben allein im vergangenen Jahr 70 Millionen Euro investiert, heißt es beim Fremdenverkehrsverband. Knapp 15 Millionen davon verschlang der Bau des "Gletscherjet 1" durch die Gletscherbahnen Kaprun AG. Neben dieser Investition musste das Unternehmen nach dem Brand auch 49 Tage Betriebsstillstand und einen Verlust von 3,42 Millionen Euro wegstecken. Die Ende Dezember eröffnete Doppelseilumlaufbahn mit einer Kapazität von 3600 Personen in der Stunde ersetzt die stillgelegte Unglücksbahn. Die zweite Sektion der windsicheren Seilbahn dürfte im Oktober in Betrieb gehen. Neben den millionenschweren Investitionen sollen weitere Großveranstaltungen zahlungskräftige Gäste in die Europaregion locken. Vom 24. August bis 1. September wird die Mountainbike-Weltmeisterschaft über die Bühne gehen. Neben 1500 Teilnehmern und ebenso vielen Betreuern aus 50 Nationen werden in der Wettkampfwoche 100.000 Besucher erwartet. Insgesamt dürfte das Brandinferno vom November 2000 dem Image der Region aber weit weniger geschadet haben, als damals in den ersten Tagen befürchtet. Der vergangene Winter ist mit mehr als 1,1 Millionen Nächtigungen eine der besten Saisonen für Kaprun gewesen. Dazu passend erzählt der Unternehmenssprecher der Gletscherbahnen AG, Harald Schiffl, dass namhafte Psychologen sogar eine Wiedereröffnung der Stollenbahn theoretisch für möglich halten. Die Gäste würden ähnlich reagieren wie bei Flugzeugabstürzen: Obwohl jeder wisse, dass immer wieder Jets abstürzen, würden sie immer wieder einsteigen. "An eine Wiederinbetriebnahme ist aber nicht gedacht", betont Schiffl ausdrücklich. (neu/DER STANDARD, Printausgabe 15./16.06.2002)