Jahre später: Ein Mann kommt und gibt vor, die Familie von den Enttäuschungen dort zu erlösen. Er verliebt sich in die Tochter, verschwindet. Sie bringt dann, mittlerweile 1973, eine Tochter zur Welt, die sich an ihrem 18. Geburtstag für mehrere Jahre in den Acker setzt (!), um über ihr Leben nachzudenken. Schlusssatz: "Life ist simple." Na, bitte.
Das dynastische Unternehmen - Ergebnis der ersten Zusammenarbeit der kanadischen Avantgardetruppen "STO Union" und "Candid Stammer" - ist emotionslos, duster und in knapp fünf Viertelstunden abgeschlossen. Nadia Ross, am Wiener Burgtheater und am Berliner Ensemble ausgebildete Regisseurin mit Tätigkeitsfeld Kanada, setzt Schauspieler und Zuseher gemeinsam an einen großen, ovalen Konferenztisch im Finstern. Die jeweiligen Redner werden im schwachen Spotlicht ausgemacht, sie erheben sich, klettern über den Tisch in die freie Fläche in der Mitte, setzen sich, gehen ab, wenn sie "gestorben" sind.
Nüchtern betrachtet
Der Kunstgriff einer Trennung von Gefühl und Inhalt, die Fokussierung eines sachlichen Ablaufs mit anschließender Musikentladung (z. B. "I'm a Wanderer"), ähnelt dem des New Yorker Theatermachers Richard Maxwell, vor zwei Jahren bei den Festwochen zu Gast: Konflikte werden nicht ausgetragen, sondern im nüchternen Ton ausgesprochen. Sie bleiben ungelöst im Raum stehen. Im Zeitraffer fällt ein Leben ins andere und bleibt jeweils nur an der Oberfläche erkennbar.