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Belgrad - Die OMV will aus ihrer Position als erster westlicher Ölkonzern, der in Jugoslawien mit Tankstellen präsent ist, durchstarten. Nicht verdrießen lässt sich der heimische Energiekonzern von den schwierigen Rahmenbedingungen: In Jugoslawien gibt es ein Importverbot für Ölprodukte, dazu kommen amtlich verordnete Höchstpreise. Außerdem: Für die Liberalisierung des Öl- und Energiemarktes gibt es nicht einmal einen konkreten Fahrplan.

Ohne eine Änderungen der Rahmenbedingungen kann sich OMV-Vizechef Gerhard Roiss kaum vorstellen, seine ambitionierten Ausbaupläne in Jugoslawien aufrechtzuerhalten. Dies sagte Roiss bei der offiziellen Eröffnung der ersten zwei Stationen in Jugoslawien den Vertretern der jugoslawischen Regierung. Die OMV-Stationen stehen in Lapovo rund 100 Kilometer südlich von Belgrad an der Autobahn nach Nis. Die OMV will in fünf Jahren 100 Stationen haben, das entspricht einem Marktanteil von zehn Prozent. Schon bis Jahresende will Roiss auf 14 Stationen aufstocken.

Außenwirtschaftsminister Goran Pitic nannte am Rande der Eröffnung keinen Zeitplan für die Aufhebung der Restriktionen im Ölbereich. Das Importverbot sei nur eine temporäre Maßnahme gegen den Schmuggel gewesen. Pitic ließ durchblicken, dass ausländische Konzerne in einer ersten Etappe der Lockerung der Restriktionen importiertes Rohöl in den jugoslawischen Raffinerien Novi Sad und Pancevo über Lohnverarbeitung raffinieren können. Zugleich sichert Pitic zu, dass die Privatisierung der jugoslawischen Tankstellenkette Beopetrol (200 Stationen) wie geplant über die Bühne gehen soll: "Es gibt weder eine Verschiebung des Verkaufs noch eine Kürzung des Angebots."

Neben der OMV hat auch die slowenische Petrol sowie Lukoil (Russland), die ungarische Mol und die griechische Hellenic Petroleum Appetit auf Beopetrol. Bis jetzt ist der geplante Verkauf offenbar wegen eines deshalb drohenden Konflikts mit Kroatien nicht vorangekommen.

Titoistisches Erbe

Grund dafür ist ein Erbe des alten Jugoslawien. Den kroatischen Raffinerien war der serbische Retailmarkt zugeordnet worden, während der serbische Ölkonzern ein Tankstellennetz in Kroatien erhalten hatte. Sollte Belgrad Beopetrol verkaufen, droht die kroatische INA, zu der Beopetrol einst gehörte, der Regierung Jugoslawiens mit einer Klage.

INA und Beopetrol verhandeln seit einiger Zeit über die Lösung offener Eigentumsfragen. Mögliche Variante: Jugoslawien tritt den Kroaten die Eigentumsrechte an der Adria-Pipeline in der Vojvodina ab und erhält im Gegenzug volle Verfügungsgewalt über die Beopetrol. (Clemens Rosenkranz aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 15.6.2002)