Klima
Wassererwärmung nagt am antarktischen Eispanzer
Satellitenaufnahmen zeigen: Gletscher schwinden überall, wo sie mit Meereswasser in Berührung kommen
Washington - Antarktische Gletscher schmelzen schneller
als gedacht - und zwar an ihrer Unterseite. Satellitenaufnahmen
zeigen, dass einige Gletscher am Rand der antarktischen Eisdecke
rapide an Ausmaß verlieren. Als Ursache haben US-Forscher eine
Zunahme der Meerestemperatur ausgemacht. Überall dort, wo die
Unterseite der Gletscher mit dem Meereswasser in Berührung komme,
beschleunige sich die Schmelzrate um einen Meter Eis pro 0,1 Grad
Celsius erhöhter Wassertemperatur, heißt es im
US-Wissenschaftsmagazin "Science". Auf den Zusammenhang zwischen Meerestemperatur und Schmelzrate
stießen Eric Rignot vom California Institute of Technology (Pasadena)
und sein Kollege Stanley Jacobs vom Lamont-Doherty Erd-Observatorium
der Columbia Universität (New York) bei radar-interferometrischen
Messungen. Danach beträgt die Schmelzrate am Untergrund der Gletscher
zwischen weniger als vier und mehr als 40 Meter pro Jahr. Am
schnellsten von den 23 Gletschern der Antarktis schmelze der Pine
Island Glacier am Bellingshausen-Meer, gefolgt vom Thwaites-Gletscher
in der Nähe des Amundsen-Meeres. Am unteren Ende der Schmelztabelle -
und damit am stabilsten - ist unter anderem der
Stancomb-Wills-Gletscher.
Die Meerestemperaturen im weiteren Umkreis um das Schelfeis des
antarktischen Kontinents sind nach Ergebnissen anderer Forscher in
den vergangenen Jahrzehnten um etwa 0,2 Grad Celsius gestiegen. Die
dadurch beschleunigte Schmelzrate "könnte der Auslöser des rapiden
Verlustes des Schelfeises im westlichen Amundsen-Meer sein",
schreiben die Autoren des "Science"-Artikels.
(APA/dpa)