Wien - Die von Jörg Haider und Justiz- und Konsumentenschutzminister Dieter Böhmdorfer unter Beschuss genommenen Banken wehren sich. Zu besonders drastischen Formulierungen griff am Donnerstag der frühere Generaldirektor der Creditanstalt (1981 bis 1988), Expräsident des Bankenverbandes und Mitglied im Lombard-Club, Hannes Androsch. "Hier wird die falsche Sau durchs Dorf getrieben."

Die Haftungsfrage sei lächerlich, der "Fasching beginnt erst am 11. 11.". Der Lombard-Club sei ein Club der Meineidbauern gewesen, Vereinbarungen hätten nie gehalten. Nur der äußere Anschein spreche für die Aufregung. Androsch: "Man kann nicht jemanden bestrafen, der einen Banküberfall mit einem nach Schweiß stinkenden Socken macht, und sagen, das war ein Revolver." Vor dem "Vorwurf", Haider und Böhmdorfer verstünden etwas vom Bankwesen, wolle er diese "schützen." Brüssel sei auf den "Schmäh des Bärentalers" hereingefallen.

"Mißbrauchte Branche"

Hier werde eine ganze Branche mit 80.000 Beschäftigten für die Parteipolitik missbraucht, ohne Rücksicht auf Fakten und volkswirtschaftliche Schäden, sagte Bank-Austria-Sprecher Martin Hehemann. Die heimischen Bankkonditionen seien im internationalen Vergleich überaus günstig.

RZB-Sprecher Andreas Ecker sagte, Haider & Co wollten eine bedeutende Branche "zerschlagen", um "politisches Kleingeld einzusammeln". Der angebliche Schaden von 100 Milliarden Schilling (7,27 Mrd. Euro) sei eine reine "Fantasiesumme".

Erste-Bank-Sprecher Ernst Mauritz sagte, die EU-Kommission sei kein Gericht, sondern habe als Behörde lediglich einen Bescheid erlassen, gegen den nun beim EuGH geklagt werde. Böhmdorfer mische sich insofern in ein laufendes Verfahren ein. "Das ist bisher einmalig für einen Justizminister." (miba/DER STANDARD, Printausgabe, 14.6.2002)