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Wenn der Lehrerspruch

... "Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir" wahr sein sollte, dann schließe ich mich der unlängst von dem freiheitlichen Sympathieträger Karl Schweitzer aufgestellten Forderung, die Matura abzuschaffen, uneingeschränkt an. Und nicht bloß deshalb, weil sich mein Reifezeugnis eher wie ein Kündigungsschreiben ausnimmt, bei dem gerade verhindert werden konnte, dass der Direktor "Geh mit Gott, aber geh!" dazukrakelte.

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Schon ein Blick auf das ORF-Wochenprogramm zeigt

... dass es vollkommen unnötig war, die mittlere Reife in meine Denkmasse zu nötigen: Zwei Stunden Musikantenstadl, gefolgt von einem "Lustspiel" mit Waltraud Haas am vergangenen Samstag. Mariandl am Sonntag. Mr. Magoo oder Forsthaus Falkenau am Montag und Omas Liebling, der Tölzer Bulle, am Dienstag. Mittwoch Betroffenheit bei Help-TV und am Donnerstag MA 2412.

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Wozu soll man angesichts solcher Herausforderungen

.. im Leben Sätze bilden lernen, die mehr als vier Worte umfassen, wenn ja das Schuhplatteln auch Verständnis schafft? Wozu noch lernen, dass Nazi ursprünglich nicht für "neu, attraktiv, zielstrebig und ideenreich" stand, wo sich die Mariandl doch gar nichts aus Politik macht? Wen interessiert es, dass die Erde rund ist, wo der Bulle von Tölz dieses unnötige Wissen doch viel besser verkörpert?

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Wozu sich also noch längliche Wörter

... wie Bildungsauftrag einfallen lassen, wenn man sich das Denken eh in der Millionenschau anschauen kann? Eben. (flu/DER STANDARD; Printausgabe 14.6.2002)

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