Inland
FPÖ in Rot
Im knallroten Kostüm trat
Susanne Riess-Passer auf
dem Parteitag auf. Bodenständig, in roten Schuhen
präsentierte Jörg Haider
seinen frontalen Angriff auf
die Banken. Nur ein Designkniff? Die FPÖ denkt sich
fast immer mehr - in diesem
Fall ist es der Versuch einer
Solidarisierung mit den Interessen der arbeitenden
Menschen, die von den
Geldinstituten in den Augen der Freiheitlichen (und
nicht nur aus dieser Sicht)
betrogen wurden.Aber Haiders Berater wissen auch: Die Farbe Rot
wurde für den heurigen
Sommer auf den Modeschauen propagiert. Sogar
rote Herrenschuhe im klassischen Stil gibt es, zur Fußtritt-Symbolik allerdings
passen die klobigeren dieses
Auftritts besser. Die Bänder
sind ein Stilbruch.
Das einfache Parteimitglied, das sich an die einfachen Menschen richtet, unterstreicht damit wieder
einmal ein politisches Marketing, dessen Motive in das
autoritäre Italien der Zwischenkriegszeit zurückweisen. Die traditionell hohe
Design-Neigung hatte parallel zum Futurismus in
den 20er-Jahren auch die
Politik erfasst und die mediale Wirkung beeinflusst.
Bei den Auftritten Haiders wird trachtige Bodenständigkeit oder modische
Aktualität fast immer mit
technisch-coolem Mobiliar
kombiniert - wie auch
bei dieser Präsentation eines sehr professionellen
Pamphlets. Möglicherweise
wird damit bereits der neue
Wahlkampfstil der FPÖ
vorweggenommen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.6.2002)