Rom - Groß prangt das Motto der Welternährungskonferenz neben dem Logo der FAO: Fiat panis - das Brot komme. Doch die 820 Millionen Hungernden in aller Welt werden noch lange auf das erhoffte Brot warten müssen.4000 enttäuschte Delegierte aus 182 Ländern verabschiedeten zum Abschluss der Konferenz in Rom ein unverbindliches Dokument zur Bekämpfung von Hunger und Armut. Es fordert die Modernisierung der Landwirtschaft in der Dritten Welt, Lebensmittelhilfe für Kinder und Schwangere, neue Infrastrukturen in ländlichen Gebieten und ein Startkapital von 500 Dollar (531 Euro) für 60 Millionen arme Bauernfamilien. Die malaysische NGO-Sprecherin Sarojeni Rengam sprach von "tiefer und allgemeiner Enttäuschung". Man wiederhole genau dieselben Fehler wie vor fünf Jahren. Der einzige Neuansatz der Konferenz war eine dreistündige Diskussion mit 35 NGO-Vertretern aus allen Kontinenten. Dabei stieß die indische Ökologin Vandana Shiva auf viel Zustimmung. "Wäre die Abschlusserklärung von Frauen verfasst, würde sie viel konkreter aussehen", erklärte Shiva unter dem Applaus vieler Delegierter. "Hunger ist nur ein Gesicht der Armut. Die Frage ist, wie man eine Entwicklung fördern kann, die dauerhaft ist", erklärte der Generalsekretär des Landwirtschaftsministeriums, Werner Wutscher, Leiter der österreichischen Delegation. "Die EU hat beschlossen, ihren Beitrag für die Entwicklung der Drittländer von 0,24 auf 0,39 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Doch dies genügt nicht. Man muss genau kontrollieren, wie die Hilfen verwendet werden." Südafrikas Präsident Thabo Mbeki kritisierte die Abwesenheit der führenden westlichen Politiker. Die einzigen europäischen Regierungschefs in Rom waren jene aus Albanien, Mazedonien und Malta. "Zum Nato-Gipfel vor zwei Wochen waren sie alle hier. Aber 800 Millionen Hungernde sind wahrscheinlich nicht wichtig genug", klagte Mbeki. Gleichzeitig kritisierte er die Behauptung der britischen Ministerin für internationale Entwicklung, Claire Short, die den Food-Summit als "reine Zeitverschwendung" bezeichnet hatte. So weit wollte der Präsident der EU-Kommission, Romano Prodi, nicht gehen. "Wir sind auf diesen internationalen Gipfeln immer mehr allein. Ein Neuansatz ist unbedingt notwendig", erklärte Prodi. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi bezeichnet in seiner Abschlussrede "Hunger und Terrorismus als größte Herausforderungen unserer Zeit". Dann wurde die Abschlusspressekonferenz von Berlusconi und FAO-Generaldirektor Jacques Diouf um zwei Stunden vorverlegt: Niemand wollte das WM-Spiel Italien-Mexiko versäumen. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.6.2002)