Man lebt so seine Gewohnheiten und kommt auch nicht umhin das Leben in der Stadt dörflich zu nennen: mittags wird das Beisl, die Kantine oder schlicht der Laden an der Ecke frequentiert. Und genau dort brechen die liebgewordenen Gewohnheiten jetzt so oft. Die aparte Tischnachbarin fehlt, ist sie versetzt oder doch nur auf Urlaub? Die stämmige Kantinenköchin hat plötzlich behaarte Unterarme nebst Schnauzer- und am Eck hört man wieder die doch schon bekämpft geglaubte Formel des „Darf's ein bisserl mehr sein?“. Brr, wer da nicht auch in Flucht oder Urlaubsträume verfällt zählt wahrlich zu den hartnäckigen Stadtbewohnern! Und dann beschließt man kleine Fluchten: den Gang über den Markt statt der immergleichen Supermarktregale, lässt sich inspirieren, und als oberstes Gebot gilt, nur das zu nehmen, was sonst nie auch nur eines Blickes gewürdigt wird. Heroisch werden die kleinen Preisschildchen ignoriert und man leistet sich die Urlaubsstimmung im Einkaufskorb. Nur wo solls hingehen? Japan und Südkorea haben jetzt wohl Hochsaison. Da einen aber die Geldbörse nicht so weit fliegen lässt, bleibt man halt beim mitteleuropäischen Horizont und macht gedanklich - warum nicht? - in Marokko halt. Plötzlich eröffnen sich neue, interessante Geschmackshorizonte. Denn wer verwendet hierzulande schon Zimt zu Fisch? Seis drum, Urlaub ist Abenteuer und nun beginnt der gezielte Einkauf für die „Forellen nach marokkanische Art“. Eine Schachtel Datteln, gehackte Mandeln, frischer Koriander und Ingwerpulver. Gemahlener Zimt, Zucker, Butter, Reis, Zwiebel und gekühlter Wein sollten zu Hause sein. Und natürlich zwei mittelgroße Forellen. Wenn sie nicht frisch gekauft wurden, sollten diese möglichst vor der Zubereitung ganz aufgetaut sein. Hilfreich ist auch Küchenpapier zum Trockentupfen, ein Pinsel zum Bestreichen mit Butter und metallene Grillspieße zum Verschließen der Fischbäuche. Zuerst wird eine 1/4 Tasse Reis zugestellt und das Backrohr auf 160° C vorgeheizt. Die Fische waschen und besonders in der Bauchhöhle gut trockentupfen. Eine Zwiebel, ca 2 EL Koriander fein hacken und in eine Schüssel geben. Die gröber gehackten Datteln und ca 30 dag gehackte Mandeln kommen auch dazu. Den fertig gegarten Reis und einen EL Zimt gut untermischen. Die Fischbäuche füllen und so gut es geht verschlossen auf das Backblech legen. Während ein Stück Butter geschschmolzen wird, mischt man 1/4 TL gemahlenen Pfeffer, Ingwerpulver und 1 TL Zucker. Damit werden die Forellen bestreut, nachdem sie mit zerlassener Butter bepinselt wurden. In den nächsten 20 Minuten Backzeit kann mit Ruhe Salat zubereitet, der Tisch gedeckt und der Weißwein aus dem Kühlschrank genommen werden. Vor dem Servieren der goldbraun gebackenen Fische wird noch etwas Zimt drübergestreut und man kann über die hierzulande sträfliche Vernachlässigung dieses interessanten Gewürzes nachdenken.