Wirtschaft
Post hat die rüstigsten Rentner
Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter bei der Post, der Telekom und den Bundesbahnen sinkt und sinkt - 48,2 Jahre bei der Post - Mit Grafik
Wien - Neue Daten aus dem
"Personalberichtswesen" des
Büros der Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, wohin die
Personalabteilungen von Post,
Telekom und ÖBB berichten,
zeigen: Das durchschnittliche
Pensionsantrittsalter ist bei
der Post im März 2002 mit
48,21 Jahren auf einen neuen
Tiefstand gefallen. Im Jahr
2001 gingen 1198 Postler im
Durchschnittsalter von 53,54
Jahren in den Ruhestand. Seit
Jahresanfang sinkt das Durchschnittsalter dramatisch.
"Kein Druck auf Ärzte"
Post-Sprecher Michael Homola wollte die Daten nicht
kommentieren und anders als
die Telekom Austria auch keine Ziffern zu krankheitsbedingten Frühpensionierungen
veröffentlichen. Nur so viel:
"Wir haben keinen Druck auf
Ärzte ausgeübt. Alle Vorwürfe
in dieser Richtung weisen wir
auf das Schärfste zurück. Wir
begrüßen die Einschaltung
des Rechnungshofes und der
Wirtschaftspolizei. Auch unsere interne Revision ist seit
der Vorwoche aktiv."
Auch Telekom-Chef Heinz
Sundt will sich reinen Gewissens der öffentlichen Diskussion um die Frühpensionierungen stellen. Er habe Riess-Passer bereits schriftlich geantwortet beziehungsweise
die interne Revision mit einer
Prüfung der Frühpensionierungsvorgänge beauftragt.
"Alles laut Gesetz"
Sundt verwies auf der TA-Hauptversammlung auf das
Beamtendienstrecht. Wenn
für Beamte aus Gesundheitsgründen ein bestimmter Arbeitsplatz nicht mehr zumutbar sei und kein alternativer
Job im Unternehmen gefunden werden könne, müsse er
laut Gesetz pensioniert werden. "Das ist keine Kann-Be 2. Spalte
stimmung", so Sundt. Die
gleiche Argumentation, womit die Verantwortung für die
Frühpensionierungen eigentlich beim Gesetzgeber liege,
hört man aus der Post.
Seit 1999 seien bis inklusive
dem ersten Quartal bei der
Telekom 950 Mitarbeiter
krankheitsbedingt frühpensioniert worden, aber keinesfalls auf Aufforderung der Unternehmensleitung hin, so
Sundt. "Das war, ist und wird
kein Teil der Restrukturierungsbemühungen der Telekom Austria sein."
Abbau bei der Telekom
An "normalen" Frühpensionierungen ab dem 55. Lebensjahr hätte es seit dem Vorjahr rund 1400 Fälle im
Rahmen der TA-Sozialpläne
gegeben. Dazu komme die
neue gesetzliche Möglichkeit
ab Jahresanfang 2002, Beamte
ab dem 55. Lebensjahr einvernehmlich in den regulären
Ruhestand zu versetzen.
Heuer sollen unter anderem
auf diesem Weg weitere 1600
bis 1700 TA-Mitarbeiter abgebaut werden. Bis Ende des
Jahres sollen so bereits 80 Prozent des Fünfjahresplanes aus
dem Jahr 2000 erfüllt sein, wo
das Ziel definiert wurde, insgesamt 6000 Mitarbeiter abzubauen. Ziel der Telekom ist
es, auch dies im Kern eine politische Vorgabe, 2004 für das
Jahr 2003 erstmals eine Dividende auszuschütten.
Ähnlich dramatisch klingen
die Zahlen bei den ÖBB, aber
auch dort laufen massive Kostenreduktionsprogramme auf
Wunsch des Eigentümers
Staat. Im Vorjahr wurden dort
1190 beamtete Eisenbahner in
den Ruhestand versetzt. 870
wegen dauernder Dienstunfähigkeit, nur 320 wegen Erreichung des Pensionsalters. Von
den 870 wegen dauernder
Dienstunfähigkeit in den Ruhestand Versetzten wurden
519 mit Erreichen von 35
Dienstjahren und 351 vor diesem Zeitpunkt pensioniert. (Michael Bachner, Der Standard, Printausgabe, 13.06.2002)