Graz - Was ist nur mit den Steirerinnen und Steirern los? Österreichweit nimmt die Zahl der alkoholisierten Lenker ab, in der Steiermark steigt sie seit zwei Jahren dramatisch an. Im ersten Quartal 2002 erhöhte sich die Anzahl der "Alko-Lenker", die einen Unfall verursacht haben, gar um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.Psychische Krankheiten Aber auch psychische Krankheiten wie Depressionen oder Schizophrenie werden häufiger registriert. Einem Gesundheitsbericht der Landesregierung zufolge nahm in den letzten Jahren die Zahl von Patienten, die sich wegen schwerer Depressionen in Krankenhausbehandlung begeben mussten, stetig zu. Suizidrate Auch bei der Selbstmordrate festigte die Steiermark ihren Spitzenplatz. Die Selbstmordhäufigkeit sei in der Steiermark - so der Bericht des Landes - "nicht nur viel höher als in allen anderen Bundesländern", sie übertreffe sogar "mit Ausnahme von Finnland die Raten aller anderen Länder der Europäischen Union". Die hohe Suizidgefährdung der Steirer ist ein seit Jahren beobachtetetes Phänomen. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel. Der Grazer Psychologe Alois Kogler: "Es gibt im Grunde keine Erklärungsmodelle für die außergewöhnliche psychische Verfasstheit der Steirer. Im Bezirk Murau zum Beispiel werden - seit es statistische Erhebungen gibt - landesweit die meisten Selbstmorde, aber auch die höchste Rate an unehelichen Kindern registriert. Die Ursache für diese Phänomene, bis hin zu steigenden Raten bei psychischen Erkrankungen, sind bis heute unbekannt." Alkolenker Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit hat auch für den außergewöhnlich hohen Alkoholkonsum von steirischen Autolenkern keine plausible Erklärung gefunden. Felber: "Wir wissen es einfach nicht, warum plötzlich in der Steiermark immer mehr Menschen mit sehr hohem Alkoholspiegel ins Auto steigen." Der Psychologe im Kuratorium, Dieter Krainz, weist darauf hin, das einer Untersuchung zufolge knapp 80 Prozent der Befragten angaben, schon einmal alkoholisiert unterwegs gewesen zu sein. Krainz: "Die Lenker fühlen sich vielleicht zu sicher, nicht kontrolliert zu werden." (DER STANDARD, Printausgabe 13.06.2002)