Geschlechterpolitik
Männerarbeit ist mehr wert ...
... obwohl sie keinen Mehrwert bringt - Diskriminierungsfall des Monats Juni
Linz - Während ihrer gleichzeitigen Ausbildung zum
Einzelhandelskaufmann bzw. zur Einzelhandelskauffrau im gleichen
Großkaufhaus bekamen Hans und Anna gleich viel
Lehrlingsentschädigung. Doch kaum war die Lehrzeit vorbei, bekam Hans
um 200 Euro brutto im Monat mehr. Der Diskriminierungsfall des Monats
Juni zeigt, wie so etwas möglich ist.Sport ist Männersache
Hans und Anna absolvierten ihre Lehrausbildung in einem großen
Kaufhaus in der Nähe von Linz. Nach der Lehre wurde Anna in der
Spielwarenabteilung eingesetzt, Hans kam in die Sportabteilung. Ab
diesem Zeitpunkt verdiente der Verkäufer monatlich um brutto 200 Euro
mehr. Eine Versetzung der jungen Frau in die Sportabteilung sei nicht
möglich, weil "dort nur Männer eingesetzt werden", so die
Geschäftsleitung.
Angleichung "nicht leistbar"
Und eine Angleichung der Bezahlung in den frauendominierten
Abteilungen an jene, in der die Männer arbeiten, "kann sich das
Unternehmen nicht leisten." So einfach ist das. Anna klagt die
gleiche Bezahlung nicht ein, weil sie ihren Job nicht verlieren will.
Daher bleibt die Diskriminierung bis auf Weiteres bestehen.
Ernährer in spe
Die - oft sogar ausgesprochene - Prämisse, dass
Männer eben mehr verdienen müssen, weil sie ja doch einmal eine
Familie ernähren sollen, leitet nach wie vor viele
Personalverantwortliche bei der Festlegung des individuellen Entgelts
ihrer MitarbeiterInnen. Dazu kommen noch die Zuteilung und die
Bewertung von Aufgaben nach den herrschenden Rollenklischees. (red)