Wiener Neudorf - Bei den Österreich-Töchtern des deutschen Rewe-Konzerns wird derzeit heftig rationalisiert: In den Merkur-Verbrauchermärkten werden derzeit mehr als tausend von 15.000 Artikeln aus den Regalen genommen. Laut Merkur-Direktor Maximilian Hochstöger geht es vor allem um Packungsgrößen und Geschmacksrichtungen, die bei den einzelnen Markenprodukten verringert werden sollen: "Die Vielfalt ist nicht gefährdet, wir werden bei Merkur auf jeden Fall auch weiter Nischenprodukte anbieten." Gestrafft werde das Sortiment über den Food- und Non-Food- Bereich gleichmäßig. Merkur hat laut eigenen Angaben 50 Prozent Frischwaren- und insgesamt 70 Prozent Lebensmittelanteil. In der heimischen Markenartikelindustrie geistern allerdings auch Pläne herum, wonach in den 94 Merkur-Märkten noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Sales Manager haben inoffiziell von 2500 bis 4000 Artikeln erfahren, die in Frage stünden. "Dubletten sind zu vermeiden" Die Durchforstung der Sortimente zunächst bei Merkur, in Folge auch in den 920 Billa-Filialen, laufe auf Initiative von Rewe-Austria- Boss Veit Schalle persönlich, heißt es in der Branche. Dieser habe sich bei der Inspektion der Filialen laufend über "Ausverkauft-Situationen" bei gut gehenden Artikeln geärgert, daneben aber "Ladenhüter" sehen müssen. Deswegen habe er die Parole ausgegeben, "Dubletten sind zu vermeiden", sprich: Ähnliche Produkte in verschiedenen Packungen sollen nicht mehr kostbare Regalfläche verstellen. Der Lebensmittelbranchen-Newsletter Key Account sieht als Hintergrund des "Streichkonzerts" ein "Verschlankung des Sortiments, die in einer aggressiveren Preispolitik gegen den Hard Diskonter Hofer münden wird". Es wird erwartet, dass Rewe vor allem bei Billa verstärkt die günstigen Eigenmarken gegen Hofer und Lidl in Position rücken wird. Diese Einschätzung wird auch in der heimischen Markenartikelindustrie geteilt. Dort sieht man in der Folge auch einen noch stärkeren Preisdruck auf sich zukommen, sollte Rewe Austria - nach Vorbild der deutschen Mutter - sich verstärkt auf Preiskämpfe einlassen. An sich, so ein Spitzenmanager der Markengüterindustrie, sei nichts dagegen einzuwenden, Ladenhüter auszusortieren. Das aktuell laufende Auslistungsprogramm ginge aber darüber hinaus. (Leo Szemeliker/DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2002)