Telekom
Vodafone kauft die Aktien der letzten "Mannesmänner"
Hauptversammlung beschließt am Dienstag Zwangsabfindung
Das letzte Erbstück des Mannesmann-Konzerns
will der Mobilfunkriese Vodafone
am Dienstag auf einer
außerordentlichen Hauptversammlung in Düsseldorf übernehmen. Einziger
Tagesordnungspunkt ist der Kauf von mehr als 1,9 Mill. Aktien der
rund 4.000 Ex-Mannesmann-Aktionäre, die ihre Anteile bei der
Übernahme durch Vodafone Anfang 2000 nicht an die Briten veräußert
hatten.
Zwangsabfindung in der Höhe von etwa 218 Euro
Die Zwangsabfindung für die letzten freien Vodafone-Aktionäre soll
217,91 Euro pro Aktie betragen. Vodafone zahlt also mehr als 414
Millionen Euro an die Ex-"Mannesmänner", die zusammen nur noch 0,4
Prozent der Anteile an der deutschen Vodafone AG halten.
Squeeze-out der Minderheitsaktionäre
Beim Hinausdrängen der Minderheitsaktionäre, dem so genannten
Squeeze-out, macht sich Vodafone eine Änderung des deutschen
Aktiengesetzes zu Nutze. Seit Jahresbeginn kann ein Hauptaktionär,
der mindestens 95 Prozent der Anteile an einer Gesellschaft hält, per
Hauptversammlungs-Beschluss auch die restlichen Anteile im
Streubesitz gegen eine "angemessene Barabfindung" übernehmen. Nach
dem Squeeze-out werden Vodafone-Aktien nicht mehr öffentlich
gehandelt.
Kritik erwartet
Als ungewiss gilt freilich, ob sich die Ex-Mannesmann-Aktionäre
mit dem von Vodafone festgesetzten Kaufpreis zufrieden geben. So
rechnet beispielsweise die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre bei
der Hauptversammlung mit deutlicher Kritik an der Höhe der Abfindung.
Mehr Geld könnten die Minderheitsaktionäre nur durch ein
Spruchstellenverfahren für sich herausschlagen, das bei Gericht
beantragt werden müsste. Die Erfolgsaussichten für die Kleinanleger
wären allerdings ungewiss; außerdem ziehen sich solche Verfahren in
der Regel über einen langen Zeitraum hin.
Statt 4000 nur einige Hundert
Zudem dürfte nur ein Bruchteil der rund 4.000 Rest-Aktionäre der
Einladung von Vodafone zu dem Treffen nach Düsseldorf folgen. Nach
Schätzungen werden nur einige hundert "Mannesmänner" daran
teilnehmen. Nach den Erfahrungen bei der endgültig letzten
Mannesmann-Hauptversammlung im vergangenen August wird auch nicht
damit gerechnet, dass das Treffen den Noch-Aktionären Platz für einen
wehmütigen Rückblick auf die Geschichte des längst zerlegten Konzerns
bieten wird. Immerhin wurde der Name Mannesmann laut Vodafone bereits
im vergangenen Herbst im Handelregister gelöscht; die früheren
Mannesmann-Aktien wurden nach Angaben der Börse in Frankfurt am Main
unterdessen in Vodafone umbenannt.
Statt Nostalgie stand zudem auch bei der Hauptversammlung vor zehn
Monaten, mit der die Historie des Mannesmann-Konzerns endete, das
Geld im Vordergrund. Damals sorgten vor allem die Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft wegen angeblich überhöhter Abfindungen bei der 113
Mrd. Pfund (175 Mrd. Euro) schweren Übernahme für Aktionärs-Unmut.
Gut 100 Mill. Euro sollen nach der monatelangen Übernahmeschlacht
ohne Rechtsgrundlage für Abfindungen und Prämien geflossen sein. Die
Ermittlungen sind immer noch nicht abgeschlossen; sie richten sich
unter anderem gegen den früheren Mannesmann-Vorstandsvorsitzenden
Klaus Esser, Vodafone-Chef Chris Gent und den IG-Metall-Vorsitzenden
Klaus Zwickel.(APA/AFP)