Finanzen & Börse
Merrill Lynch senkt Prognosen für Nokia - dennoch: "strong buy"
Weltweit nur mehr Verkauf von 385 Millionen Handys erwartet
Helsinki - Die Analysten von Merrill Lynch haben am
Montag wegen des unverändert schwierigen Umfelds in der
Telekom-Branche ihre Prognosen für den weltweiten Absatz von Handys
für 2002 und 2003 gesenkt. Auch beim Weltmarktführer Nokia erwartet
Merrill in diesem und nächstem Jahr nun weniger Gewinn und Umsatz.
Das Institut prognostizierte zudem einen sinkenden Weltmarktanteil
des finnischen Konzerns, der am Dienstag einen Zwischenbericht zum
laufenden Quartal geben will. Für 2002 rechnet Merrill nach Angaben von Montag weltweit mit 385
Mill. verkauften Handys. Damit reduzierte die Bank ihre bisherige
Prognose um sechs Prozent. Für 2003 senkte Merrill die Absatzprognose
sogar um elf Prozent auf 410 Mill. Stück. "Die jüngsten Entwicklungen
bei den Zulieferern deuten allesamt auf Auftragsverschiebungen und
Verzögerungen bei der Herausgabe neuer Handys hin", begründeten die
Analysten den schwächeren Branchenausblick.
Nokia mit neun Prozent weniger
Beim finnischen Branchenprimus Nokia erwartet die Bank für 2002
nun mit 0,73 Euro Gewinn je Aktie neun Prozent weniger als bisher.
Auch für 2003 senkte Merrill die Gewinnerwartung um neun Prozent auf
0,71 Euro je Aktie. Wegen des harten Wettbewerbs in der Branche
schloss Merrill nicht aus, dass der Weltmarktanteil von Nokia bei
Mobiltelefonen bis 2004 auf 33 Prozent sinken könne. Für dieses Jahr
schätzt Merrill den Anteil Nokias auf 35 Prozent. Die
Nokia-Umsatzprognosen reduzierte das Institut für 2002 um sieben und
für 2003 um 14 Prozent. Dennoch bekräftigte Merrill seine Empfehlung
für die Nokia-Titel mit kurzfristig "Neutral" und langfristig "Strong
Buy".
Unterdessen stuften die Analysten von J.P. Morgan die Aktien von
Nokia hoch auf "Market Perform" von "Market Underperform" und hoben
auch die Empfehlung für die Papiere des schwedischen Konkurrenten
Ericsson an. Allerdings gab die Bank zugleich einen ähnlich schwachen
Marktausblick wie Merrill Lynch und verwies auf die anhaltenden
strukturellen Probleme der Branche. Nokia-Titel drehten nach den
Analysten-Äußerungen geringfügig ins Minus. Bis gegen Mittag gaben
die Papiere an der Börse in Helsinki gegen den Markttrend um 0,07
Prozent nach auf 12,97 Euro.
Den schwächeren Ausblick auf die seit längerem arg gebeutelte
Telekom-Branche veröffentlichte Merrill nur einen Tag vor dem von
Nokia angekündigten Zwischenbericht zum laufenden Quartal. Analysten
rechnen damit, dass der Konzern erneut seine Umsatzprognosen senken,
seine Gewinnziele aber bekräftigen wird. (APA/Reuters)