Wien - Die Sachgüterproduktion in Österreich stagnierte nach vorläufigen Zahlen im ersten Quartal 2002 auf Vorjahresniveau. Die Bauproduktion ging in den Wintermonaten massiv zurück, während Einzelhandel (ohne Kfz) und Großhandel sich leicht erholten, teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Montag mit. Kräftige Rückgänge von real 5 Prozent gab es in den ersten 3 Monaten dagegen beim Kfz-Handel, auch die Investitionstätigkeit waren schwach. Die Wirtschaftsforscher erwarten eine weiterhin zögernde Konjunkturerholung. Bereits seit mehr als einem halben Jahr wachse aber die Zuversicht der Unternehmen. Die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage habe sich im April und Mai zwar nicht verbessert, die Aussichten für einen Aufschwung der Industriekonjunktur in den kommenden Monate werden jedoch weiterhin positiv beurteilt. Auf dem Arbeitsmarkt sei - erwartungsgemäß - noch keine Trendwende zu erkennen, so das Wifo. Bauproduktion geht zurück Nach vorläufigen Berechnungen stagnierte die Sachgütererzeugung im ersten Quartal 2002 nominell auf dem Vorjahresniveau. Die Bauproduktion ging dagegen in den Wintermonaten massiv zurück, nachdem saisonale Abschwächungen am Bau desto ausgeprägter sind je stärker der Konjunktureinbruch ausfällt, so das Wifo. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft ging in den ersten vier Monaten 2002 um rund 7.000 Arbeitsplätze (3,25 Prozent) zurück. Der Einzelhandel (ohne Kfz) und der Großhandel steigen in den ersten 3 Monaten real jeweils um 0,5 Prozent. Der konjunkturbedingte Rückgang der Kfz-Umsätze um real 5 Prozent drückte die Wertschöpfung des Handels jedoch unter das Vorjahresniveau. Investitionstätigkeit schwach Die Investitionstätigkeit der Unternehmen blieb im ersten Quartal sehr schwach. Das spiegle sich vor allem in einer nominellen Verringerung der Importe von Maschinen und Verkehrsmitteln in den ersten zwei Monaten um 11 Prozent. Lichtblick blieb der Tourismus, wo die Umsätze in der Wintersaison um 4,5 Prozent zunahmen. Auf dem Arbeitsmarkt wies die offizielle Statistik im Mai 3,155.600 unselbstständig Beschäftigte aus, um 5.500 mehr als vor einem Jahr. Ohne die Bezieher von Kindergeld mit aufrechtem Dienstverhältnis, die in diesen Zahlen enthalten sind und ohne Präsenzdiener, sank die Zahl der Arbeitsplätze gegenüber dem Vorjahr allerdings um 11.600. Der Rückgang fiel stärker aus als im Durchschnitt der ersten vier Monate des Jahres. Vor allem in der Sachgüterproduktion und in der Bauwirtschaft steigt die Arbeitslosigkeit. Der Mitarbeiterabbau bei Post, Telekom und ÖBB erfolgte "überwiegend zulasten von Pensionszahlungen", so das Wifo. Internationale Rezession überwunden Die internationale Rezession ist nach Ansicht der Experten überwunden. Der Aufschwung habe zwar schon begonnen, sein Tempo sei aber noch ungewiss. Während in den USA das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 4. Quartal 2001 und im 1. Quartal 2002 bereits deutlich zugelegt habe, seien die Erwartungen in Westeuropa zu Jahresbeginn noch enttäuscht worden. Die Wirtschaft der EU stagnierte in den ersten 3 Monaten, bei weniger ausgeprägten Anzeichen eines Aufschwungs. Alle vorauseilenden Konjunkturindikatoren deuten laut Wifo jedoch auf eine Erholung hin. Die Inflationsrate sinkt allmählich. Im April betrug sie 1,8%, etwas weniger als in den letzten Monaten. Ausschlaggebend dafür waren die Beruhigung der Gemüsepreise, die Verbilligung von Mobiltelefonen und - nur im Vorjahresvergleich - auch die Energiepreise. Im internationalen Vergleich schneidet Österreich bezüglich der Preisstabilität sehr gut ab: Laut Harmonisiertem Verbraucherpreisindex beträgt die Teuerungsrate in Österreich 1,6%, im Euro-Raum 2,4%. In einigen westeuropäischen Ländern scheint sich der Preisauftrieb durch die Euro-Einführung beschleunigt zu haben, in Österreich war das nicht der Fall.(APA)