"Es gibt in der Industrie einen Zeitwettbewerb, und derjenige, der die richtigen Maßnahmen am schnellsten umsetzt, ist derjenige, der am Ende gewinnt", sagte Infineon -Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher in einem STANDARD-Gespräch am Wochenende an der Universität Klagenfurt, wo er über das "Management von dynamischem Wachstum" referierte. Spät Mit dem neuen Handysystem UMTS wollen Infineon und der Mutterkonzern Siemens dennoch erst ab 2004 am Markt sein. Grund: UMTS sei bislang eine Totgeburt, da zu teuer, und von allen Herstellern in seiner Komplexität unterschätzt worden. Derzeit bietet nur Motorola die neue Technik an. Einschätzung Schumacher schätzt, dass UMTS-Handys heuer erst Stückzahlen von einigen Zehntausend erreichen werden, 2004 eine Million, bei einem Gesamtmarkt von 500 bis 600 Millionen Telefonen. "Wir sehen ein großes Wachstum erst ab 2005. Dafür werden wir ab 2004 mit einer kompletten Low-Cost-Lösung gerüstet sein." Nach Scheitern der Kooperation mit Toshiba "aus finanziellen Gründen" gibt es laut Schumacher keine weiteren Fusionsintentionen. Mit drei von vier taiwanesischen Firmen habe man Vereinbarungen für zusätzliche Kapazitäten getroffen, "ohne eigenen Kapitaleinsatz". Volatile Preise Obwohl Infineon am globalen Halbleitermarkt nur an achter Stelle rangiert, ist das Unternehmen Weltmarktfüh-rer in der Produktion von 300-mm-Wafern (Trägermaterial für die Chipherstellung). Nach einem Umsatzsprung von rund einer Mrd. auf 1,4 Milliarden Euro im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres erwartet sich Schumacher eine weitere Erholung, insbesondere im Speichersegment, "aufgrund der sich andeutenden Kapazitätsengpässe im nächsten Jahr". Sorgen bereitet allerdings die Volatilität der Preise. Stabil sei die Sparte Automobil und Industrietechnik, im Bereich der Kommunikation (verstärkt drahtlos) wachse man von Quartal zu Quartal um zehn Prozent, ohne jedoch das Niveau vor der Krise zu erreichen. Zum dramatischen Kursverlust der Infineon-Aktie seit zwei Jahren meinte Schumacher: "Die Lage ist heute besser als die Stimmung. Wir verlieren gegen die manipulative Kraft der Kapitalmärkte." Im Villacher Infineon-Werk arbeiten 400 Mitarbeiter weniger als vor einem Jahr, womit sich die Gesamtzahl auf rund 2000 reduziert hat. (Josef Schneeweiß / DER STANDARD Printausgabe 10. Juni 2002)