Wien - Die Gegner des umstrittenen Hochhaus-Projektes in Wien-Mitte geben nicht auf: So plant etwa die Wiener FPÖ weitere Schritte - auch nachdem der Direktor des UNESCO-Welterbekomitees, Francesco Bandarin, zuletzt vermutet hat, dass keine ernstliche Gefahr für das Weltkulturerbe-Prädikat bestehe. Die Freiheitlichen wollen sich nun an die einzelnen Mitglieder des Fachbeirats für Weltkulturerbe, ICOMOS, wenden. Die Projektbetreiber rechnen unterdessen mit einem Baubeginn noch in diesem Jahr. Die Wiener Freiheitlichen haben bereits einen Brief an den Fachbeirat nach Paris geschickt, und zwar mit der Bitte um eine Unterredung mit Francesco Bandarin, um ihre Sicht der Dinge darlegen zu können. "Mit diesen Informationen könnte eine Entscheidung über das Weiterbestehen des Weltkulturerbes 'Innere Stadt' auf eine breitere Basis gestellt werden", wurde in dem Schreiben versichert. Weiters wurde in dem Brief betont: "Ihre Haltung in dieser Angelegenheit hat nicht zuletzt deshalb große Bedeutung, weil die Bundesregierung gemäß dem Staatsvertrag über die Weltkulturerbekonvention zum Einschreiten verpflichtet wird, wenn der Entzug des Weltkulturerbes 'Innere Stadt' droht." Laut FPÖ müsste die Regierung aktiv werden, falls die UNESCO in den Türmen doch eine Gefahr für das Prädikat sehen sollte. "Bis jetzt haben wir noch keine Reaktion bekommen", betonte der stellvertretende Klubobmann im Rathaus, Heinz Christian Strache, im APA-Gespräch. Die Hoffnung auf ein Gespräch beim Wien-Besuch Bandarins sei jedenfalls vergeblich gewesen, so Strache. Nun wollen die FP-Gemeinderäte mit inhaltlichen Argumenten an einzelne ICOMOS-Mitglieder ("International Council on Monuments and Sites") herantreten. Und zwar sollen alle konkreten Punkte, die laut FPÖ gegen das Projekt sprechen, in diesen Schreiben aufgeführt werden. Die Gegner der Türme haben stets die Dimensionen des Bauwerks kritisiert. Der höchste Turm des Komplexes soll 97 Meter emporwachsen, die anderen kommen knapp unter 90 Meter zu liegen. Die Freiheitlichen haben bereits wiederholt eine "Redimensionierung" gefordert - bisher vergeblich. Gegenüber der APA hat der Sprecher des Bauträgers "Wien-Mitte Bauprojektmanagement GmbH", Roman Rusy, nun erneut betont: Das Projekt soll so bald wie möglich umgesetzt werden, und zwar in der geplanten Form. Ab Herbst wollen die Projektbetreiber um rund 300 Mill. Euro 28.000 Quadratmeter an Flächen für den Bahnhof sowie für Geschäfte, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen errichten. Dazu sind noch einmal so viel Quadratmeter an Büroflächen sowie ein Hotel geplant. Laut Rusy stellt das Projekt einen "wesentlichen Wirtschaftsimpuls" dar. Argumente, wonach etwa "historische Sichtachsen" beeinträchtigt werden, will er nicht gelten lassen: "Die Stadt ist schon oft verändert worden." Und schon vor dem tatsächlichen Baubeginn gebe es genug zu tun, betonte der Betreiber-Sprecher. Denn für die Arbeiten seien "umfangreiche logistische Aufgaben" notwendig. (APA)