Seit der griechischen Antike vermitteln Erd-und Himmelsgloben eine getreue Anschauung von der Kugelgestalt der Erde und ihrer Oberfläche, sowie vom scheinbaren Himmelsgewölbe mit den Sternörtern und Sternbildern und sie zeigen die vom Menschen geschaffenen Orientierungssysteme.Doch ihre Bedeutung geht weit über diese Funktion als wissenschaftliche Instrumente und Demonstrationsobjekte hinaus: Globen sind und waren immer auch Symbole. Erst diese Rolle als Sinnbilder des Irdischen und des Universalen und als Zeichen für Macht, Gelehrsamkeit und Weltoffenheit machen die künstlerischen Anstrengungen verständlich, die in früheren Zeiten zur Herstellung und Gestaltung von Globen unternommen wurden, sowie die enormen finanziellen Mittel, die für ihre Anschaffung gerechtfertigt schienen. Alte Globen bieten dem Betrachter ein unmittelbares Abbild der geographischen und astronomischen Vorstellungen unterschiedlicher Epochen der Wissenschaftsgeschichte. Von ihnen geht eine zeitlose Faszination aus: Sie schmücken als Statussymbole Repräsentationsräume, als Einrichtungsgegenstände Bibliotheken und Arbeitszimmer, sie sind Sammelobjekte und Gegenstand der Forschung. Um diese unterschiedlichen Ansätze des Zugangs zu den Globusinstrumenten zu vereinigen und um das allgemeine Interesse an einer ernsthaften Beschäftigung mit historischen, aber auch mit zeitgenössischen Globen zu fördern, konstituierte sich vor 50 Jahren, am 11. Juni 1952, in Wien der "Coronelli-Weltbund der Globusfreunde" (Societas Corelliana Amicorum Globorum), benannt nach dem berühmten Venezianischen Globenbauer und Universalgelehrten Vincenzo Coronelli (1650-1718). Zum ersten Präsidenten des Weltbundes wurde Robert Haardt gewählt, der sich seit den 1930er Jahren intensiv mit Globusinstrumenten beschäftigt und mit dem so genannten "Rollglobus" sogar einen neuartigen Globentyp entwickelt hatte. Unermüdlich propagierte Haardt auch die Einrichtung eines staatlichen Globusmuseums in Wien und hatte als ersten Schritt dazu seit Ende der 1940er Jahre in seiner Privatwohnung ein privates Globusmuseum betrieben. 1953 erfolgte die offizielle Gründung eines von öffentlicher Hand getragenen Globenmuseums an der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, das sich seitdem als weltweit einzige Institution spezifisch mit der Erwerbung von, der Forschung über und der öffentlichen Präsentation von Globen und globenverwandten Instrumenten befasst. Der mittlerweile auf über 350 Objekte angewachsene Bestand des Museums bildet, nach dem National Maritime Museum in Greenwich - nicht öffentlich zugänglich - die international zweitbedeutendste Sammlung an vor 1850 hergestellten Globen. Darüber hinaus wurden in den letzten 50 Jahren in Wien auch mehrere bedeutende Privatsammlungen aufgebaut, so z.B. die Kollektion von Rudolf Schmidt, die weltweit Anerkennung genießt. Die sehr aktiven Wiener Globensammler, die sich zum Teil intensiv und kompetent mit den Objekten ihrer Leidenschaft beschäftigen, tragen bzw. unterstützen die Tätigkeit der aus dem "Weltbund" hervorgegangenen "Internationalen Coronelli-Gesellschaft für Globenkunde". Mit einem Festakt am 11. Juni 2002 im barocken Prunk saal der Österreichischen Nationalbibliothek wird sie ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum feiern. Die Gesellschaft vereinigt zur Zeit fast 300 Mitglieder aus 24 Ländern: Sammler, Wissenschaftler, Restauratoren, Antiquare, aber auch Institutionen, die Globen besitzen, und Bibliotheken. Sie veranstaltet internationale Symposien zur Globenkunde, deren Ergebnisse sie in ihrem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht. 50 Bände dieser weltweit einzigen der Globenkunde gewidmeten Publikationsreihe sind bereits unter dem Titel Der Globusfreund erschienen. In den letzten Jahren erlebte die Beschäftigung mit den alten Globen in Wien neue Impulse: 1997 veröffentlichte Peter E. Allmayer-Beck, amtierender Präsident der Internationalen Coronelli-Gesellschaft und Verlagsleiter/ Anzeigen im STANDARD, das Buch Modelle der Welt. Erd- und Himmelsgloben, das zu einem Standardwerk der deutschsprachigen Globenliteratur wurde. Um Informationen aus der Welt des Globus schneller verbreiten zu können, gibt die Internationale Coronelli-Gesellschaft seit 2001 eine zweite Publikationsreihe, die Coronelli-News heraus, und seit 2002 erscheint das wissenschaftliche Journal der Gesellschaft auch in einer englischsprachigen Version unter dem Titel Globe Studies. Die Österreichische Nationalbibliothek wiederum arbeitet seit einiger Zeit intensiv am Projekt einer Übersiedelung des Globenmuseums in ein Gebäude in der Herrengasse, damit es besser zugänglich und neu gestaltet der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. (Jan Mokre/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9. 6. 2002)