Incheon/Südkorea – Titelverteidiger Frankreich ist bereits in der Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan sang- und klanglos gescheitert. Auch die Rückkehr des lädierten Spielmachers Zinedine Zidane brachte den Weltmeister 1998 und Europameister 2000 nicht mehr aus der verzwickten Lage in Gruppe A, nach dem 0:2 (0:1) am Dienstag in Incheon gegen Dänemark ist die "Mission Titelverteidigung" nun endgültig erfolglos beendet. Mit nur einem Punkt, keinem erzielten Treffer und als Gruppenletzter hat sich der heißeste Titelanwärter zur Negativüberraschung Nummer eins bei dieser Endrunde verwandelt.

Die glücklosen Franzosen (fünf Metalltreffer in drei Spielen) sind somit der erste amtierende Champion seit Brasilien 1966, der sich bereits in der Vorrunde verabschieden musste. 1950 war dieses Schicksal auch Italien ereilt, allerdings zwölf Jahre nach dem Titelgewinn in Frankreich und bei keiner mit heute vergleichbaren WM. Teamchef Roger Lemerre wird aller Voraussicht nach seinen Hut nehmen, er hatte für den Fall des Scheiterns die logische Konsequenz angekündigt. Die Dänen, für die Dennis Rommedahl (22.) und Torjäger Jon Dahl Tomasson (67.) trafen, dürfen sich hingegen ungeschlagen als Gruppensieger auf das Achtelfinale freuen, wo einer der drei Brocken Argentinien, England und Schweden warten wird.

Chance durch Trezeguet

Die Chance auf ein Weiterkommen war für die Franzosen vor der dritten Partie ohnehin nicht sonderlich groß gewesen, schließlich benötigte man gegen das kampfstarke und auf Defensive mit Kontern setzende Team von Morten Olsen (2:1 gegen Uruguay, 1:1 gegen Senegal) einen Sieg mit zwei Toren Differenz. Die Möglichkeit auf das eventuell befreiende 1:0 vergab Juventus-Stürmer David Trezeguet, der in der 18. Minute auf der rechten Seite durchbrach, jedoch statt des Querpasses zu Sylvain Wiltord allein sein Glück versuchte und an Thomas Sörensen scheiterte.

In der 22. Minute folgte dann die kalte Dusche, der Treffer durch Dennis Rommedahl nach Flanke von Stig Töfting traf die "Grande Nation" mitten ins Herz. Nun mussten schon drei Tore her. Doch vor der Pause fehlte den Franzosen auch bei einem Trezeguet-Kopfball (30.) und einem Zidane-Schlenzer (38.) jenes Quäntchen Glück, mit dem man in den vergangenen Jahren hatte rechnen dürfen.

Und noch mehr Stangenschüsse

Dieser Trend setzte sich weiter fort, als ein Kopfball von Marcel Desailly nur an der Latte landete (51.). Da Trezeguet in der 74. Minute aus fünf Metern ebenfalls nur an die Latte knallte, verzeichnete Frankreich in den drei Partien insgesamt fünf Metalltreffer. Während die Franzosen über ihre Mischung aus Unvermögen und Pech nur noch resignierend lachen konnten, machte Tomasson mit seinem vierten Turniertreffer (67.) alles klar. Dem Tor ging jedoch ein klares Foul des Schützen an Verteidiger Desailly (er riss diesen am Trikot zurück) voran.

Laut Statistik ist mit diesem Erfolg der Erfolgsrun der Dänen noch lange nicht zu Ende. Denn seit 1984 standen einander die beiden Mannschaften bei EM- oder WM-Endrunden vor der Dienstags-Partie vier Mal gegenüber. Drei Mal (1984, 1998, 2000) siegten die "Blauen", einmal das "danish dynamite" (1992) und die Sieger holten dann jeweils den Titel.(APA)

Gruppe A:

  • Dänemark – Frankreich 2:0 (1:0). Incheon, 45.000, Vitor Melo Pereira (Portugal).

    Torfolge: 1:0 (22.) Rommedahl 2:0 (67.) Tomasson

    Dänemark: Sörensen – Helveg, Henriksen, Laursen, Jensen – Rommedahl, Gravesen, Töfting (79. Nielsen), Jörgensen (46. Grönkjaer) – Poulsen (76. Bögelund), Tomasson

    Frankreich: Barthez – Candela, Thuram, Desailly, Lizarazu – Vieira (71, Micoud), Makelele – Wiltord (83. Djorkaeff), Zidane, Dugarry (54. Djibril Cisse) – Trezeguet

    Gelbe Karten: Poulsen, Jensen bzw. Dugarry