Also,

mit Nervosität hat der Phaeton aus Insassensicht natürlich nichts zu tun, im Gegenteil. Nervös sind zunächst seine Macher: Selbst für Europas größten Autobauer ist es ein Wagnis, in Regionen vorzustoßen, die sonst den Toplimousinen von Mercedes (S-Klasse), BMW (7er-Reihe), Audi (A8), Lexus (LS 430) und - mit Abstrichen - Jaguar (XJ-Serie) vorbehalten sind.

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Nervös sollten aber auch die genannten Konkurrenten sein,

denn was VW da auf die Räder stellt, braucht keinen Vergleich zu scheuen. Man scheint das auch zu ahnen, denn in der Kommunikationsabteilung eines süddeutschen Konkurrenten wurde schon vor Monaten die Devise ausgegeben, künftig vom Phaeton öffentlich nur als dem "großen Volkswagen" zu reden.

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Indes, Niveau ist, was man hat -

und gegebenenfalls reguliert. Der Phaeton verfügt nämlich über eine Luftfederung neuester Technologie, die sich auf vier Härtegrade einstellen lässt, ganz stressfrei, während der Fahrt. Untergrund rumpelt? Kopfsteinpflaster? Einstellen auf Komfort, weg damit. Nur Schweben beim Tauchen ist schöner.

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Man hat's eilig,

auf kurviger Strecke oder der deutschen Autobahn zwischen Dresden und Berlin, wo dieser Tage die Pressepräsentation stattfand? Einstellung auf Sport, und der Wagen liegt wie ein Porsche (ausgelegt ist er auf 300 km/h). Fast. Sollten Sie dann vielleicht in Italien eine Villa besitzen mit Schotterwegen von der Einfahrt bis zur Haustür: Knopferl drücken, diesmal jenes, das dafür sorgt, dass die Limousine sich um 2,5 cm über Normalniveau hebt.

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Fahrwerksresümee:

Souveräner geht's nicht. Selbst die S-Klasse kann da momentan nicht mit, mal sehen, wie die Schwaben beim Facelift im Herbst nachbessern. Überhaupt ist das Kapitel Handling eins für sich, Fahrdynamik à la 7er-BMW. Wenn man's nicht wüsste - nie und nimmer käme man auf die Idee, dass man hier ein solches Trumm bewegt: 5,06 Meter Länge, 1,90 Breite, 1,45 Höhe lautet das neue Wolfsburger Gardemaß, größer als die S-Klasse mithin.

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Wobei, beim Design wagt VW keine Experimente.

Satt steht diese Limousine da, stilsicher, klassisch elegant. Auf den Fotos war das nicht so gut zu vermitteln, deshalb die üble Nachrede, der Phaeton sei ein aufgeblasener Passat.

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Apropos blasen:

Das Gebläse arbeitet erstmals völlig zugfrei. Behauptet zumindest VW. Das ist natürlich werbemäßig geflunkert, aber es stimmt schon, die Klimaanlage ist die derzeit wohl aufwendigste überhaupt, sie wird viele (Nacken-)Masseure arbeitslos machen.

Ist das gewünschte Raumklima erreicht,

stülpen sich die Holzleisten automatisch über die Lüftungsdüsen. Dann wird's auch leise. Leise wie in einem Lexus. Selbst bei sehr hoher Geschwindigkeit ist gepflegte leise Konversation möglich.

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Markteinführung in Österreich ist erst gegen Jahresende.

Das liegt daran, dass der Dieselmotor erst dann verfügbar sein wird. Aber was für einer: V10 TDI, 313 PS, 750 (!!!) Newtonmeter Drehmoment - weltweit der stärkste Pkw-Diesel. Eine echte Herausforderung für die neue (japanische) Sechsgang-Automatik. Allrad? Beim V10 Serie.

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Beim W12 auch und bei den zunächst verfügbaren beiden Benzinern.

Zwölf Häferln als Topmotorisierung, 6,0 Liter Hubraum, 420 PS, 550 Nm, kombiniert mit einer fast ruckfrei arbeitenden Fünfgang-Automatik. Ein Genuss. Indes, wir haben's probiert: Der V6 tut's auch.

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Die 3,2-l-Maschine leistet 241 PS,

klingt im oberen Drehzahlbereich recht kernig, man hat nie des Gefühl, sie wäre mit dem 2,1-Tonner überfordert. Die Preise: 67.700 EURO für den 6-Zylinder, 125.900 für den W12, die Kosten für den Diesel stehen noch nicht fest. Nicht viel, aber doch ein bisserl günstiger als S-Klasse und 7er.

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Man kann den Phaeton

übrigens in der gläsernen Manufaktur in Dresden, wo seine Endmontage inszeniert wird, ganz nach persönlichem Gusto konfigurieren. Und der Name? Phaeton hieß der Sohn des griechischen Sonnengottes, von diesem griff er sich den Sonnenwagen zur kosmischen Spritzfahrt. Bei VW fährt er im Sternbild Großer Wagen. Brandheißer Typ. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL)

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VW Phaeton Showroom

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