Wien - Dominoeffekt bei dem österreichischen Glasfaserbetreiber und Internet-Serviceprovider KPNQwest Österreich: Nach hektischen Verhandlungen mit einer Reihe von Interessenten und Bankenertretern und möglichen Investoren musste am Donnerstag beim zuständigen Wiener Gericht in der Riemergasse Konkurs angemeldet werden. Eine Übernahme auch von Geschäftsteilen in Österreich scheiterte. Damit folgt die Österreich-Tochter der niederländischen Mutter, die Ende letzter Woche in Amsterdam mit zwei Mrd. Euro Schulden Konkurs anmelden musste.Verflechtungen Als Grund für das schnelle Abrutschen - KPNQwest in Österreich verfügt über einen umfangreichen Kundenstock, über ein funktionierendes Netz und galt als profitabel - wird angeführt, dass die hohen Investitionen, die auch die Österreich-Tochter in die Infrastruktur getätigt hatte, eine finanzstarke internationale Mutter notwendig machen. Denn, wie bei Infrastrukturinvestitionen oft, rechnen sich diese erst über einen Zeitraum von zehn, zwanzig Jahren. Gleichzeitig wird geschätzt, dass für Servicierung und die Verfügbarmachung des Netzes hohe Betriebskosten anfallen. "Da schlagen die intensiven internationalen Verlechtungen sofort durch", so der KSV. Laut KSV ist nun beabsichtigt, das Unternehmen im Konkurs vorerst weiterzuführen. Zum Masseverwalter hat das Gericht den Wiener Rechtsanwalt Christof Stapf bestellt, der zuletzt bei der Insolvenz der Wiener Internetfirma YLine in Erscheinung getreten ist. Die Aufgabe des Masseverwalters werde es sein zu entscheiden, ob eine dauerhafte Weiterführung möglich ist. Konkurrenten wie Telekom Austria haben mit Blick auf den Kundenstock - beispielsweise Siemens, Kapsch oder Allianz Elementar - die Weiterführung des Betriebs zugesichert, und zwar sowohl was Kundenzugang als auch Netzwerk betrifft. KPNQwest war vor allem auf Unternehmenskunden spezialisiert und ist auch der Provider von derStandard.at. Glasfasernetz interessant Dabei gibt es Interesse an dem in Europa 25.000 Kilometer langen Glasfasernetz von KPNQwest: AT & T, größter Telekomkonzern der Welt, könnte damit Lücken auf dem Alten Kontinent schließen, schreibt das Wall Street Journal Europe. Auch für Teile des österreichischen Ablegers hat es Interessenten gegeben: Kolportiert wurden heimische Internet-Serviceprovider mit ausländischen Eigentürmern wie Nextra mit der schwedischen Mutter Telenor oder die italienische Tiscali. Nextra hatte gegenüber dem STANDARD bestätigt, mit KPNQwest Gespräche zu führen. Nach Angaben von Stapf und KPNQwest Assets Austria-Masseverwalter Norbert Abel steht eine Lösung durch ein Management-Buyout (MBO) zur Diskussion. Jedenfalls liegt der Fokus laut Stapf auf einer österreichischen Lösung. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Printausgabe 7.6.2002)