Wien - Sowohl die gesundheitliche Vorsorge vor der Reise, als auch das Verhalten am Urlaubsort sind für einen gesunden und erholsamen Urlaub mit den Sprösslingen entscheidend. "Zehn Prozent unserer Versicherungsfälle gehen direkt und weitere zehn Prozent indirekt auf Kinder zurück", meinte Martin Sturzlbaum, Vorstandssprecher der Europäischen Reiseversicherung, Mittwochabend, bei einer Pressekonferenz in Wien. Dementsprechend gewinnt die Information der Eltern immer größere Bedeutung. "Buben und Mädchen, die jünger als drei Jahre alt sind, sollten generell keine Fernreisen zugemutet werden", empfiehlt Kinderchirurg Univ.-Prof. Dr. Alexander Rokitansky. Darüber hinaus gibt es einige Indikatoren, bei denen von einer Reise gänzlich abzuraten ist. Dies betrifft den häufig auftretenden Leistenbruch bei Kindern, da sich besonders im ersten halben Lebensjahr die Darmschlinge in den Bruchsack einklemmen kann. Weiters ist die Phimose, die schmerzhafte Entzündungen nach sich ziehende Vorhautverengung, ein Grund, die geplante Urlaubsreise lieber zu verschieben. Schließlich deuten Bauchschmerzen, die sich vom Nabel zum rechten Unterleib ziehen und besonders bei Erschütterungen auftreten, ein Hinweis auf Blinddarmentzündung. "Sprösslinge während des Fluges medikamentös ruhig zustellen lehne ich ab," so der Kinderarzt Univ.-Prof. Dr. Michael Hayde. Die liebevolle Beschäftigung ist wesentlich effektiver. Allerdings ist bei Flugreisen zu beachten, dass sich die Kleinen auf Grund der extrem trockenen Luft in der Maschine nicht selten bei der Anreise eine Bronchitis zuziehen. Richtige Kindersitze Die Fahrt mit dem Auto ist in dieser Hinsicht sicherer - wobei man auf das neue Isofix-System für Kindersitze achten muss, das in Österreich seit drei Jahren im Einsatz ist. Leider sei dieses System noch weitgehend unbekannt, obwohl die Handhabung merklich einfacher und dadurch sicherer sei. Beim Isofix-System, das von allen europäischen Autobauern angeboten wird, wird der Sitz in Hülsen eingeführt, die direkt mit der Karosserie verbunden sind. Schwimmflügel mit Mehrkammernsystem Ist man dann am Urlaubsort angekommen, sind einige grundlegende Regeln zu beachten: Ein Gefahrenpotenzial erster Güte stellt am Urlaubsort das Baden mit den Kleinen dar. Rokitansky empfiehlt dabei unbedingt Schwimmhilfen wie die bekannten "Flügerl", wobei hier die Mehrkammersysteme zu bevorzugen sind. Den sichersten Schutz bieten allerdings Badeanzüge, in die Styroporkörper eingearbeitet sind. "Schwimmhilfen entbinden nicht von der Aufsichtspflicht - ertrinken kann man auch im seichtesten Wasser". Richtiger Sonnenschutz Ein weiterer Punkt ist der richtige Sonnenschutz: "Unter einem Jahr sollten Kinder überhaupt keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden," warnt Rokitansky. Eventuelle Sonnenbrände können sonst später schwere Hauterkrankungen zur Folge haben. Die etwas Älteren sollten auch immer mit Sonnencreme geschützt werden. Ebenfalls zur Prävention sollte der Spielplatz von den Erwachsenen inspiziert werden. Geräte, die höher als zwei Meter sind, können im Falle eines Sturzes erhebliche Verletzungen zur Folge haben. Jedes zweite Kind bekommt in den Tropen eine Magen-Darm-Infektion Jedes zweite Kind, das in tropische Gefilde reist, bekommt dort eine Magen-Darm-Infektion. Deshalb ist vor allem der Kontakt mit dem Leitungswasser zu meiden. Dies betrifft auch Eiswürfel. Schnuller und Gläser sind vor dem Gebrauch immer abzukochen. Wenn das Unglück jedoch passiert ist, sei so lange keine Gefahr im Verzug, so lange das Kind normal trinkt, mehrmals täglich flüssigen Stuhl hat und sich nicht erbricht. Ansonsten muss ein Arzt konsultiert werden. Gute Reiseapotheke Als Überbrückungshilfe dient hier eine gute Reiseapotheke, die man in Zusammenarbeit mit dem Kinderarzt erstellen kann. Streifen, die eine Harnwegsinfektion anzeigen und unter Umständen Antibiotika sind zwei Dinge, die mitgeführt werden sollten. "Es ist bei einer Reise in exotische Länder oft sicherer, das bekannte Antibiotikum zu verwenden, als dasjenige, das der einheimische Arzt empfiehlt und dessen Nebenwirkungen einem unbekannt sind.", meinte Michael Hayde. (APA)