Was hat das bitte mit Integration zu tun? Natürlich muss jemand, der in Österreich leben möchte, auch die Sprache lernen. Das ist keine Frage und ist auch nicht der Punkt, der von den Experten und Expertinnen im Flüchtlings- und sprachpädagogischen Bereich kritisiert wird. Bedenklich ist vielmehr die Zwangsvereinbarung und sind die Sanktionen bei Nichterfüllung. Zuerst einmal wird nämlich suggeriert, dass "die Ausländer" gar nicht Deutsch lernen wollen, und das ist, mit Verlaub, Humbug. Die wenigen Deutschkurse, die es gibt, sind, ganz im Gegenteil, überlaufen, und es gibt kaum freie Plätze. Es müssen also Möglichkeiten, nicht Strafen geschaffen werden. Davon abgesehen gibt es nun einmal nicht "die Ausländer", der eine lernt halt a bissl leichter als der andere oder weiß schon mehr, das kennen wir doch bitte alle aus der Schule. Mit einem Einheitskurs von 100 Stunden und einem abschließenden Kreuzerltest ist niemandem geholfen, das weiß jeder, der einmal eine Sprache gelernt hat (auch freiwillig!). Und das ganze dann noch durch die Androhung von Geldstrafen zu verschärfen - kosten tut der Kurs ja nebenbei auch noch was - bis hin zur Abschiebung, was soll das? Woher sollen denn die Migranten und Migrantinnen das Geld für einen Kurs hernehmen, wenn sie nicht arbeiten dürfen? Wollen wir die Leute nun integrieren - um nicht immer nur bei der Frage "Wollen die Ausländer sich überhaupt integrieren?" stecken zu bleiben - oder wollen wir sie nur so bald als möglich wieder los werden? Und, um die Sache vielleicht etwas zu überspitzen: Wofür sollen sie denn Deutsch lernen, wenn sie eh nichts mitzureden haben? Frau Dr. Partik-Pablé meinte unlängst (in einem "Pro & Contra" der Kleinen Zeitung) zum Thema Deutschkurs: "Durch die Kenntnis der Sprache fällt es dem Einwanderer oder anerkannten Flüchtling auch leichter, sich über die politischen Vorgänge ein Bild zu machen." Na hoffentlich schneiden sich da nicht manche ins eigene Fleisch! Im niederländischen Modell, das der Herr Ingenieur und andere Bastler des "Integrationspakets" so gerne als Vorbild präsentieren, gibt es nämlich das kommunale Wahlrecht nach drei Jahren. Willi Resetarits alias Kurt Ostbahn ist Vorsitzender des Integrationshauses Wien. (DER STANDARD, Printausgabe vom 6.6.2002)