Wien - Überwältigend, gibt Renate Wiala-Zimm zu, sei ein Rücklauf von 600 Karten tatsächlich nicht. Aber, so die Architektin aus dem Referat für Flächenwidmung im Rathaus, das Aussenden eines Infofolders an die 60.000 Anrainerinnen des Gürtels sei ja auch nur der erste Schritt gewesen: Die AnwohnerInnen von Österreichs befahrenster Wohnstraße bekommen einen Beirat, über den sie aktiv in Planung und Mitgestaltung des Gürtels eingreifen können.Lauter als der Verkehr "Gürtelbeirat" nennt sich jenes Gremium, über das die Stimmen der Bürger irgendwann lauter als der Verkehr sein sollen. Montagabend wurde die Idee bei der Auftaktveranstaltung zum Projekt "Zielgebiet Gürtel" vorgestellt. Sinn der Übung "Zielgebiet" erklärte Planungsstadtrat Rudolf Schicker (SP), sei es, den Gürtel wieder lebens- und anrainenswert zu machen. Dies gehe aber über alle Pläne, die seit zehn Jahren im Rahmen des EU-kofinanzierten "Urban plus"-Projektes realisiert wurden, hinaus. Damals wurden unter anderen die mittlerweile etablierten Gürtellokale in ehemaligen Stadtbahnbögen geschaffen. Aktivierung von Attraktivität Nun stehe die Attraktivierung der gesamten Region zwischen Spittelau und Südbahnhof an - da gehe es nicht nur um die Schaffung von Wohn- und Büroplatz, sondern auch um die Aktivierung der AnrainerInnen - also den Gürtelbeirat, so Schicker. In dem soll neben Rathausbeamten, Bezirks- und Interessenvertretern auch die Bevölkerung repräsentiert sein. Jene 600 Gürtelmenschen, die den Rücksendeschein auf dem Infofolder abschickten, aber auch alle, die sich noch melden, erklärt Gürtelbeirats-Koordinatorin Wiala-Zimm, werden im Herbst zu Workshops eingeladen, in denen jene Arbeitskreise gebildet werden sollen, die dann den 60-köpfigen Beirat mit Köpfen und Ideen beschicken sollen. Der Beirat, so Wiala-Zimm werde zweimal im Jahr tagengen - und die Politik beraten. Zunächst, weiß aber auch die Beirats-Betreuerin Wiala-Zimm, geht es darum, die AnrainerInnen zu aktivieren. Gürtelradwanderungen und ähnliche Ideen sollen dazu führen, dass die GürtelanwohnerInnen beim Blick aus dem Fenster zumindest Hoffnung haben, einmal mehr als Staub und Abgase zu sehen. (DER STANDARD, Printausgabe 05.06.2002)