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Studie: Anteil gewalthaltiger TV-Sendungen in Deutschland gesunken
Amoklauf des Schülers in Erfurt brachte zum Umdenken
Nach dem Amoklauf von Erfurt im April sind
einer Untersuchung zufolge die gewalthaltigen Beiträge in deutschen
Fernsehsendern etwas zurückgegangen. Zwei Wochen nach der Bluttat lag
der Anteil der Gewalt in fiktionalen Sendungen (Spielfilme und
Serien) insgesamt etwa zehn Prozent niedriger als unmittelbar vor dem
Anschlag, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie des
Europäischen Medieninstituts (Düsseldorf) im Auftrag der Zeitschrift
"tv Hören und Sehen". Im Schnitt entfällt rund ein Viertel der
gesamten Sendezeit im deutschen Fernsehen auf Programme mit
Gewaltdarstellungen.
Geringster Gewaltanteil bei ARD und Sat.1
Am niedrigsten war der Gewaltanteil vor und nach Erfurt bei der
ARD und SAT.1 mit jeweils rund zwölf Prozent. Danach kam der
Untersuchung zufolge RTL noch vor dem ZDF. Der Spielfilmsender
ProSieben brachte es nach Erfurt auf 20,1 Prozent, weist aber
zugleich den stärksten Rückgang (von 28,3 Prozent) auf. Die
Privatsender hatten nach der Bluttat einige gewalttätige Sendungen
aus dem Programm genommen.
Der Generaldirektor des Europäischen Medieninstituts, Jo Groebel,
sagte am Dienstag einschränkend zur Studie, dass man bei der
Untersuchung von 2.600 Sendeminuten "deskriptiv" vorgegangen sei und
deshalb nur einen Ausschnitt liefern könne. "Eine einzige drastische
Szene brennt sich oft stärker im Kopf ein als zehn Schießereien in
einem alten Western von Kabel 1", sagte Groebel weiter.
Die Untersuchung zeigt nach Ansicht des Medienforschers zugleich,
dass es einen "permanenten Fluss" an Gewalt im Fernsehen gebe. Der
Rückgang nach Erfurt beweise aber, dass die Zunahme von
gewalthaltigen Sendungen keine "Naturgesetzlichkeit" sei. Bei
Jugendlichen seien ohnehin gefühlsbetonte Seifenopern stärker
gefragt. (APA/dpa)