Microsoft
Ultimatum für die Kunden
Ab 31. Juli gibt es aus dem Hause Microsoft keine Software-Upgrades mehr - dafür wird eine "Software Assurance" eingeführt
Microsoft versucht
mit einem Ultimatum, seine gewerbliche Kundschaft in ein Software-
Abonnement zu drängen. Für eine feste Abo-Gebühr kann der Kunde alle
neuen Versionen eines Microsoft-Programms in einem bestimmten
Zeitraum nutzen, statt sich hin und wieder neue Softwarepakete von
dem US-Riesen zu kaufen.
Deadline 31. Juli
Um die Umstellung durchzusetzen, zieht Microsoft am 31. Juli einen
harten Strich. Nach diesem Tag können die Besitzer von
Microsoft-Programmen keine der bisher üblichen Software-Upgrades -
eigentlich verbilligte Neu-Versionen - mehr erwerben. Wer die Frist
verstreichen lässt, muss künftig jedes neue Microsoft-Produkt zum
Vollpreis kaufen, egal ob er Vorgängerversionen besitzt oder nicht.
Damit bezahlt er bis zu 45 Prozent mehr für den Umstieg auf eine neue
Software.
Dauerhaft und gleichmäßige Einnahmen
Das neue Lizenzmodell soll dem Unternehmen von Bill Gates und
Steve Ballmer zu dauerhaften und gleichmäßigen Einnahmen verhelfen.
Doch viele Firmen sind nicht bereit, Software-Wartungsverträge zu
unterschreiben - weil ihnen alles zu kompliziert erscheint oder weil
sie das Gefühl haben, mittel- und langfristig noch stärker zur Kasse
gebeten zu werden als zuvor.
"Software Assurance"
Das neue verfahren trägt den Namen "Software Assurance" (Software-
Versicherung). Dabei geht es nicht um eine Versicherung gegen
mögliche Programmierfehler oder Sicherheitslücken in den Microsoft-
Programmen, sondern um das Recht, im Vertragszeitraum sämtliche neue
Versionen einer Software zu beziehen. Schließt ein Kunde
beispielsweise eine Software Assurance (SA) für das Büro-Programm
Office XP über drei Jahre ab, kann er sämtliche neue Versionen
einsetzen, die in diesem Zeitraum von Microsoft auf den Markt
gebracht werden. Dafür muss er jährlich 29 Prozent der Lizenzkosten
als Abo-Gebühr bezahlen.
Druck
Gleichzeitig erhöht Microsoft weiter den Druck auf die Kunden,
indem der Softwarekonzern die Unterstützung für populäre Produkte wie
das Betriebssystem Windows NT 4.0 Ende 2002 auslaufen lässt.
Nur gut ein Drittel
Die Beratungsfirmen
Gartner
und
Giga
gehen davon aus, dass bisher
nur gut ein Drittel der gewerblichen Microsoft-Kunden ein Software-
Abo eingegangen ist. Ein knappes Drittel sei unentschlossen oder
wisse noch nichts von der Frist, der Rest lehne den Plan ab - weil
sie gar nicht so häufig auf neue Programme umsteigen wollen.
Insbesondere Großanwender aus dem Finanzsektor wollen die Systeme
nicht so häufig umstellen, wie das Microsoft-Modell es vorsieht.
Viele Kunden halten den Softwaregiganten auch für unglaubwürdig, weil
Microsoft in der Vergangenheit nach heftigen Kundenprotesten eine
Umstellungsfrist zwei Mal wirkungslos verstreichen ließ.
Alternativen
Laut Pressemeldungen nehmen etliche Microsoft-Kunden das neue Lizenzmodell nun zum
Anlass, Alternativen zu überprüfen, etwa die Kombination des
Computerbetriebssystems
Linux
und des Büroprogramms StarOffice von
Sun Microsystems
. In einer
Stellungnahme von Microsoft Österreich
heißt es, dass es weiterhin Updates geben wird und dass "Kunden keineswegs in das Modell „Software Assurance“ gezwungen sondern haben auch nach dem 31.7. die Möglichkeit, „normale“ Lizenzen zu erwerben".(APA/dpa)