Großkritiker zu ermorden scheint derzeit also Mode zu sein. Ob auch für Kirchhoffs "Schundroman" - wie in jenem von Martin Walser - Marcel Reich-Ranicki Pate stand? In der Frankfurter Verlagsanstalt gibt man sich zugeknöpft. Und auch der Autor versagt sich gegenüber dem STANDARD jeden Kommentar. Für Mittwoch jedenfalls wurde eine Presseerklärung avisiert.
Beim Suhrkamp Verlag hingegen rauchten bereits übers Wochenende die Köpfe: Der Stiftungsrat - ihm gehören derzeit Hans Magnus Enzensberger, Adolf Muschg, Alexander Kluge, Jürgen Habermas und Wolf Singer sowie Ulla Berkéwicz als Vertreterin von Siegfried Unseld - rang sich zu einer Empfehlung bezüglich der heiklen Frage durch, ob Walsers Tod eines Kritikers veröffentlicht werden soll, und wenn ja, wann.
Sie wurde aber nicht verlautbart: Am Montag entschlossen sich Verlagsleiter Günter Berg und die Geschäftsführung, die Entscheidung auf Mittwoch zu verschieben. Man wolle sich nicht von den Medien erpressen lassen. Walser hatte am Sonntag bei der Verleihung des alemannischen Literaturpreises in Waldshut-Tiengen trotzig gemeint: "Wenn Suhrkamp meinen Roman nicht druckt, dann wird es eben ein anderer Verlag tun."