Nach den USA und Großbritannien wollen auch die Führer Chinas und Russlands im indisch-pakistanischen Konflikt vermitteln. So treffen sich morgen, Dienstag, Wladimir Putin, Chinas Präsident Jiang Zemin und ein Dutzend weitere Staatschefs und Premiers vorwiegend aus Zentral- und Nordasien zu einem regionalen Sicherheitsgipfel in Kasachstans alter Hauptstadt Almaty. Auch Pakistans Präsident Pervez Musharraf und Indiens Regierungschef Atal Behari Vajpayee werden erwartet.

Indien hat bisher jedes Vermittlungsangebot abgelehnt. Premier Vajpayee würde während der Konferenz am 4. und 5. Juni mit Musharraf weder direkt verhandeln noch reden wollen, hieß es in Peking. Jeder teilnehmende Staatsführer soll jedoch zehn Minuten lang über das Thema Sicherheit in Asien zum Plenum reden. Das indienfreundliche Russland gilt Neu-Delhi dabei als glaubwürdigerer Vermittler als China, das traditionell engere Kontakte zu Pakistan unterhält, Waffen- und Raketen an Islamabad verkaufte und 1962 mit Indien einen kurzen Grenzkrieg ausfocht.

Chinas Kaschmirgebiet

Zwischen Indien und China ist zudem die Frage eines unzugänglichen Grenzgebietes in Kaschmir offen, das unter chinesischer Kontrolle steht. 1959 besetzte China 38.000 Quadratkilometer von Aksai Chin in Kaschmirs Ladaghregion und erhielt von Pakistan in Nordkaschmir 5180 Quadratkilometer abgetreten. Die chinesisch-indischen Beziehungen haben sich aber in den vergangenen Jahren normalisiert. So sind die beiden Kaschmir-Zipfel zwar völkerrechtlich zwischen Neu-Delhi und Peking umstritten, dank einer entmilitarisierten Zone und vertrauensbildenden Maßnamen aber kein akuter Konfliktherd mehr.

Das Thema Indien und Pakistan bleibt für Moskau und Peking auf der Tagesordnung. Sofort nach dem Ende ihres Treffens in Almaty gehen sie am 7. Juni zu einem weiteren Gipfel über, an dem nur die sechs Präsidenten von China, Russland und den vier Staaten Zentralasiens in St. Petersburg teilnehmen - die neue Regionalorganisation "Schanghai-Vereinigung". (DER STANDARD, Pringausgabe, 3.6.2002)