Kunst
"Depot" vor der Schließung
Kunstinitiative kündigte alle Mitarbeiter - Noch keine Förderungszusage vom Bund - "Das kommt einer Schließung gleich"
Wien - Die Kunst- und Theorieinstitution "Depot" hat mit
Ende Mai alle ihre Mitarbeiter gekündigt. Dies sei notwendig
geworden, weil bis dato von Seiten des Bundes noch keine Entscheidung
über den Budgetantrag für das Programm 2002 gefällt worden sei und
das "Depot" daher für das laufende Jahr noch keine Fördermittel
erhalten habe, sagte "Depot"-Sprecher Wolfgang Zinggl. Die Mitarbeiter-Kündigung komme "mehr oder weniger einer
Schließung gleich", so Zinggl, der "parteipolitische Gründe" für die
Verzögerung bei der Budgetentscheidung vermutet. Die Sprecherin von
Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP), Katharina Stourzh, wies dies
gegenüber der APA als "völlig absurd und lächerlich" zurück. Die Zukunft des "Depots" hängt nun vorderhand von der Sitzung des
Kunstbeirats am Dienstag (4. 6.) ab, während der über eine Empfehlung
der Zusprechung von Budgetmitteln an das "Depot" entschieden wird.
Angesucht wurde um rund 363.000 Euro. "Die definitive Entscheidung
hat dann der Kunststaatssekretär", betonte Stourzh im Zusammenhang
mit der ausstehenden Beiratsempfehlung. In den bisherigen Sitzungen
des Kunstbeirats seien fehlende Unterlagen moniert worden, die das
"Depot" nicht nachgereicht habe, so Stourzh - was wiederum Zinggl
zurückweist.
Keine Antwort
"Wir haben das ganz ordentlich und rechtzeitig abgegeben", so
Zinggl. Das "Depot" habe die seiner Meinung nach auch beim ersten Mal
schon vollständigen Unterlagen auf Aufforderung erneut geschickt,
aber "bis heute keine Antwort" erhalten. Anstatt dass man die
"politischen Gründe zugebe, sagt man, wir haben die Unterlagen nicht
eingebracht. Das soll am Kunstbeirat - wie bei Public Netbase im
Vorjahr - vorbei geführt werden", so Zinggl.
"So kann man eine Institution auch ruinieren", meinte Zinggl.
"Wenn man im Juni noch keine Zusage für Fördermittel des selben
Jahres hat, ist man schon längst in den roten Zahlen". Zinggl
bezeichnete die Situation des Depots als "sehr ernst", betonte
jedoch: "Das ist noch nicht der große Untergang". In rund zwei
Monaten müsse man beginnen, Besitztümer und Räumlichkeiten
"abzustoßen". Dann werde es "sehr schwierig", das "Depot" wieder in
vollen Betrieb zu nehmen.
"Normale Abläufe"
Stourzh erwog für die "ganz normalen bürokratischen Abläufe" nach
einer "eventuell positiven Beiratsentscheidung" ("Man soll dem Beirat
nicht vorgreifen") eine Dauer von "einigen Wochen", bis die
Institution zu ihrem Geld kommen könnte.
Zinggl meinte, er habe den Depot-Mitarbeitern, nachdem nach der
für 31. März ausgesprochenen Kündigung auch die Kündigungsfrist von
zwei Monaten ohne der Zuerkennung von Fördermitteln verstrichen war,
gesagt, dass sie "nicht mehr kommen brauchen. Ich kann sie nicht
entlohnen". Man werde noch acht Programmpunkt im Juni, die
vertraglich fixiert seien, abwickeln. Für den Juli gebe es kein
Programm mehr. Das Cafe ist schon geschlossen, die Bibliothek wird
für zwei Stunden am Tag geöffnet gehalten. (APA)