Musik
Komponist und Kunstmäzen Gerhard Lampersberg 73-jährig gestorben
Sein Landsitz "Tonhof" war Treffpunkt der österreichischen Avantgarde
Wien - Der Kärntner Komponist und Kunstmäzen Gerhard
Lampersberg ist, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am Mittwoch
im Alter von 73 Jahren in einem Pflegeheim in Klagenfurt
verstorben. Sein Kärntner Landsitz "Tonhof" war in den 60er und 70er Jahren Ort des
Zusammentreffens für zahlreiche österreichischen Schriftsteller und
Künstler, darunter Thomas Bernhard und Peter Turrini. Lampersberg wurde am 5. Juli 1928 in Hermagor geboren und hat in
Wien bei Joseph Marx Theorie und Komposition sowie bei Alfred Uhl
Instrumentalkunde studiert. Autodidaktisch erwarb er sich Kenntnisse
der Zwölftonkomposition. Von 1959 bis 1966 war er Mitarbeiter beim
ORF, danach war er als freischaffender Komponist und Schriftsteller
tätig. Es entstand ein umfangreiches, vielgestaltiges Oeuvre, mit
Opern, Messen, Liederzyklen und Orchesterwerken. Lampersbergs Werke
gelangten u.a. beim Steirischen Herbst, im Wiener Konzerthaus und an
der Akademie der Künste in Berlin zur Aufführung. Auch
schriftstellerisch war Lampersberg tätig. Er hat schon zu Lebzeiten
seinen umfangreichen "Vorlass" dem Musil-Institut übergeben.
Zusammenarbeit mit Thomas Bernhard
Lampersberg schuf gemeinsam mit Thomas Bernhard die Oper "Die
Rosen der Einöde". Die Beziehung Lampersbergs zu Bernhard, der gleich
H. C. Artmann, Christine Lavant, Konrad Bayer, Wolfgang Bauer und
Gerhard Rühm über Jahre den Tonhof eifrig besuchte und dessen erste
Stücke dort inszeniert wurden, endete jedoch 1984 mit einem Skandal.
Lampersberg glaubte sich in Bernhards "Holzfällen" wiederzuerkennen
und ging gerichtlich gegen die Verbreitung des Buches vor, das
daraufhin konfisziert wurde.
Ebenfalls für Aufregung sorgte, dass Lampersbergs Ernennung zum
Ehrenbürger von Maria Saal 1999/2000 - ebenso wie die von Turrini -
im Gemeinderat keine Mehrheit erhielt. 1998 wurde Lampersberg mit dem
Kärntner Kulturpreis ausgezeichnet. (APA)