Männer sind vom Prinzip her natürlich etwas ganz Wunderbares, selbst für uns Frauen, da braucht nicht lange gefackelt zu werden. Auch wenn Schweiß fließt und betulich in Testosteron gebadet wird, wenn das so genannte Brachiale sich Bahn bricht und wenn Spielfelder erobert werden, auf denen wir Frauen, geben wir es zu, nie die Figur machen werden, wie die Männer. Wozu auch? Unsere Qualitäten sind ohnehin unbestritten. Was brauchen wir mit Formel 1-Boliden stundenlang mit zwanzig anderen im Kreis zu fahren, wenn wir doch anmutigst Eis laufen oder Boden turnen oder x anderes besser können, als die weniger elegant-gelenkigen, dafür muskelbepackteren männlichen Kollegen? Die Gleichberechtigung leidet nicht darunter, dass zum Beispiel ein Frauen-Fußballspiel - geben wir es unumwunden zu - nie zu einer derartigen Ästhetik auflaufen wird wie ein Weltklasse-Männerfußballmatch. Kampf der Geschlechter aud den Sporttribünen dieser Welt Zidane ist, mit Verlaub, nur Zidane, wenn er auch das hat, was Männer von Frauen unterscheidet. Gleichberechtigung und vor allem gegenseitiger Respekt leiden höchstens dann, wenn chronisch arrogante Sportreportermachos (die S TANDARD -Sportredaktion möge gefälligst schameserröten) abfällig von "Weiberkicks" und "Weiberrennen" (Ski!) schwafeln, oder wenn andererseits die sogenannten Boxenluder mit nichts anderem punkten können, als mit großem blonden Haar und schlangenhaften Räkelkünsten auf dem Boliden. Womit wir mitten drin wären im unendlichen Thema, dem sogenannten Kampf der Geschlechter, hier ausgetragen auf den Sporttribünen dieser Welt. Was ist das, ein Machosport? Jeder tue, was er oder sie besonders gut könne, und interessanterweise haben sich beide Seiten, Männer wie Frauen, in letzter Konsequenz in sonderbare Extreme verstiegen. Bei den Männern - denn diesmal sind ausnahmsweise bei uns nur sie dran - fasst man dieses Extrem gewöhnlich unter dem Titel Machosportarten zusammen. Doch was ist das, ein Machosport? Ein dumpfes Muskelzeigen und dschungelhaftes Ugah-Ugah-Betreiben? Oder wohnt den archaischeren unter den Sportarten, diesem nicht-weiblichen Teil der Muskelwelt, nicht doch ein, sagen wir, animalischer Zauber inne, dem zu erliegen wir Weibsvolk uns ganz und gar nicht scheuen? Das Pantherhafte in einem Hundertzwanzig-Kilo-Leib Beginnen wir mit dem viel verpönten und als dumm verschrieenen Boxsport. Wer ein solches archaisches Ballett, inszeniert von gewaltigen Mannsbildern, noch nie live erlebt hat, der oder die sollte hier tunlichst nicht mitreden, zumindest nicht mitstänkern. Wer nie das Pantherhafte in einem Hundertzwanzig-Kilo-Leib sah und quasi spürte, wer nie atemberaubt im Schweißsprühregen direkt unter dem Ring saß, hat keine Ahnung von den gewaltigen und faszinierenden Kräften und Mächten, die ein Boxkampf entfesselt, und damit sind beileibe nicht nur dumpfe muskuläre Angelegenheiten gemeint. Kein Idiot wird je ein guter Sportler sein, kein wirklich guter Sportler wird das nicht haben, was hilflos mit dem Begriff "Aura" umschrieben wird, weil zur genaueren Beschreibung dieser durchaus nicht häufigen, bezaubernden Qualität eines Menschen, Mann wie Frau, gewöhnlich die Worte fehlen. Das Auratische am Sport - und fast jeder wirkliche Ausnahmesportler hat sie, diese Aura - leitet uns augenblicklich zu einer der edelsten und auch für Frauen erfreulichsten Macho-Sportarten über, die es überhaupt gibt und die uns in diesen Wochen täglich entzückt und erfreut: der Fußball. Zweiundzwanzig austrainierte Prachtmänner Welch herrliches Schauspiel. Zweiundzwanzig austrainierte Prachtmänner wieseln nach intelligenten Systemen und Spielzügen über ein großes Feld, vollbringen koordinatorische und physische Meisterleistungen - und sind in vielen Fällen so schön anzuschauen, dass es eine wahre Freude ist. Der Fußball ist das Königsspiel, keine Frage, und alle hierzulande in den guten Stuben wohl antrainierten Vorurteile über Dummheit und Stumpfheit des Fußballervolkes (was für ein grober Unsinn!) würden in der rauen Atmosphäre des Fußballplatzes augenblicklich verpusten, hätten die zumeist weiblichen Fußball-Suderanten die Gnade, ein wirklich gutes Match aufmerksam live zu verfolgen. Jede Wette. Irgendwie gerät man als Frau allerdings auch einmal an seine Grenzen, und die extremsten Macho-Sportspielchen entschlüsseln sich einem, oder besser, einer, dann doch nicht ganz. Nehmen wir den Zirkus her, den die Formel 1 weltweit aufzuführen imstande ist. Männer, ausschließlich Männer, rasen in technisch zugegebenermaßen faszinierenden Kisten stundenlang unter lautem Getöse im Kreis herum. Insgeheim erwartet jeder Zuschauer einen Crash, zumindest ein kleines Crasherl. Irgendeiner, meistens ist es zur Erhöhung der Fadesse derselbe, fährt dann schließlich als Erster über den Strich, der das Ziel ist. Und? Warum charmiert dieser Sport die Männerwelt dermaßen? Draußen in der freien Natur der Autobahnen, so sagt man, sei der auffrisierte rasende Auto-Bolide nichts anderes als das symbolhaft verlängerte Genital des darinnen befindlichen Mannes. Auch eine Theorie. Nicht unlogisch. Nur ganz, ganz weit entfernt von dem, was wir als Aura bezeichnet haben. Die ist letztlich eine Qualität des Hirns, verpackt mit besagten fesch anzuschauenden Muskeln. Machosport? Wenn er klug ist: Allemal! [] (Ute Woltron, rondo/31/05/2002)