25 Jahre "andere Öffentlichkeit" - Unabhängigkeit statt "Kommando-Journalismus"
Redaktion
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Ein "ordentliches Fest mit Sondernummer" will man
sich im Herbst gönnen. Grund zum Feiern hat man beim "Falter" aber
schon jetzt: Die Wiener Stadtzeitung begeht dieser Tage ihren 25.
Geburtstag. Seit 1977 schafft der "Falter" in Wien und über die
Grenzen der Bundeshauptstadt hinaus eine "andere Öffentlichkeit", wie
es Armin Thurnher, Gründer, Herausgeber und Chefredakteur, im
Gespräch mit der APA beschreibt.
Gegründet wurde das Blatt in einer "relativ aufgewühlten Zeit",
blickt Thurnher zurück. Im Jahr nach der Arena-Besetzung gab es in
Wien zwar "noch wenige Szene-Beisln und wenige freie Veranstalter,
aber das Bedürfnis war da" - auch nach einer "Gegenöffentlichkeit".
Der "Falter" setzte darauf und erschloss zugleich die "Marktlücke
Veranstaltungsprogramm". Wie der Schmetterling auf dem allerersten
"Falter" wollte man sich den Lesern präsentieren: "etwas schillernd
und unberechenbar, und vor allem unabhängig." Die Szene begann kurz
darauf zu florieren, und auch der "Falter" entpuppte sich als
erfolgreich.
Der Blattlinie treu geblieben
Seiner Blattlinie sei der "Falter" trotz des mittlerweile reiferen
Alters treu geblieben, so Thurnher. "Ich glaube schon, dass eine
Gegenöffentlichkeit heute auch noch wichtig ist. Gerade die jetzige
mediale Situation ist ja so hoch konzentriert, dass alle, die da
nicht dabei sind, ein großes Unbehagen spüren. Und dass man als
Kleiner, Unabhängiger, mehr Sympathien hat, ist klar." Seit Jahren
fordert der Vorhofer-Preisträger Thurnher im persönlichen "ceterum
censeo" seines wöchentlichen Leitartikels die "Zerschlagung" der
Mediaprint bzw. - seit der Magazinfusion - des "Mediamil-Komplexes".
In der täglichen blattmacherischen Arbeit gehe es dem "Falter" um
"unvoreingenommenen und gut geschriebenen Journalismus, der Recherche
betreibt und Reportagen liefert" und dem "das Schreiben und die
Schreiber wichtig sind". Eine Absage erteilt Thurnher dem
"Kommando-Journalismus, den es bei uns überall gibt." Zu den
redaktionellen Höhepunkten der vergangenen Jahre zählt er unter
anderem das Interview mit Robert Hochner kurz vor dessen Tod sowie
"die Auseinandersetzungen mit den Herren Böhmdorfer und Haider". Der
Kärntner Landeshauptmann und frühere FPÖ-Chef hat erst kürzlich in
der "Zeit im Bild 2" die Behauptung widerrufen müssen, wonach ein im
Jahr 1998 mit ihm geführtes "Falter"-Interview "reine Erfindung"
gewesen sei.
Das kleine Falter-Imperium
Wirtschaftlich steht man laut Thurnher auf stabilen Beinen - vier
an der Zahl: Neben dem Print-Titel hat sich schon in den 80er Jahren
der Falter-Verlag etabliert, der Service-Literatur ("Wien, wie es
isst"), Reiseführer, Cartoons und anderes herausgibt. Dritte Säule im
kleinen Falter-Imperium ist die Produktion von Kundenzeitschriften.
Seit Mitte der 80er Jahre entsteht etwa das VISA-Magazin in der
Marc-Aurel-Straße, wo der "Falter" residiert. Und schließlich hat man
sich auch das Geschäftsfeld Electronic Publishing erschlossen.
Derzeit nicht auf Parntersuche
Einige Zeit war man für den "Falter" auf Partnersuche, derzeit
aber "sind wir in der Lage, keine Retter zu brauchen", so Thurner.
Die Falter - Zeitschriften Gesellschaft m.b.H. steht über die ST
Verlagsbeteiligungsgesellschaft m.b.H. mehrheitlich im Eigentum von
zwei Privatstiftungen von Thurnher und Geschäftsführer Siegmar
Schlager. Die Anwälte Hannes Pflaum und Michael Piech halten die
übrigen Anteile.
10,90 Millionen Euro Umsatz hat der Verlag im Vorjahr laut Thurnher
erwirtschaftet, insgesamt sind 50 angestellte Mitarbeiter
beschäftigt. Nach 25 Jahren an der Spitze des "Falter" sieht sich
dessen Gründer übrigens nicht als "unersetzbar" für "seine" Zeitung:
"Es gibt genügend Leute, die auch ein 'Begriff' sind." Nachsatz:
"Dass der 'Falter' unersetzbar für die heimische Medienlandschaft
ist, das hoffe ich aber doch." (APA)
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