Wien - Volksanwalt Ewald Stadler (FPÖ) hat sich am 8. Mai bei der umstrittenen Totengedenkfeier der Burschenschafter in Wien offenbar kein Blatt vor den Mund genommen. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) hat die Rede des Burschenschafters (Skalden Innsbruck) ausgewertet und spricht von einer "offen vorgetragenen positiven Bezugnahme auf einen deutschen Neonazi".

Die "Deutschen" seien, so Stadler damals, mit "historischen Hypotheken" und "Selbsthass" belastet und stellte Letzterem einen "enttabuisierten Umgang mit unserer Geschichte" gegenüber. Einen solchen "Umgang" praktiziere "Horst Mahler, der dafür auch entsprechend verfolgt wird", zitiert das DÖW.

Mahler ist nicht nur Kader der von einem Verbot bedrohten Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), sondern auch Mitbetreiber des so genannten Deutschen Kollegs (DK). Als solcher sieht er sich laut DÖW seit Herbst 2001 mit einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der "Volksverhetzung" konfrontiert. Der Hamburger Verfassungsschutz schreibt in seinem aktuellen Bericht über das DK: "In den Veröffentlichungen des DK wird in aggressiver Weise gegen die demokratische Grundordnung, deren politische Vertreter und Institutionen polemisiert. An die Stelle der herrschenden Ordnung soll das ,Vierte Reich' errichtet werden."

Wiederholt hätten Mahler und seine Mitstreiter zu erkennen gegeben, "dass sie die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele für gerechtfertigt halten". In einem Aufruf haben Mahler und Co im Jahr 2000 das "Verbot der Jüdischen Gemeinden" gefordert.

Volksanwalt Ewald Stadler konnte am Montag vom STANDARD für eine Stellungnahme nicht erreicht werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. Mai 2002)