Bild nicht mehr verfügbar.

Jedem kommt bei diesem Bild wohl der Ku-Klux-Klan in den Sinn. Der ist es aber nicht, sondern die 'Jesus del Gran Poder'- Bruderschaft auf ihrer 'San Cristo de la Sangre' Prozession auf Mallorca.

Mein letzter Seufzer, die Erinnerungen von Filmregisseur Luis Buñuel, schilderten sehr plastisch, wie in Spanien mittelalterliche Archaismen unter dem geistigen Glassturz von Monarchie und Franco-Regime überdauert haben, ...

Foto: REUTERS/Dani Cardona

Bild nicht mehr verfügbar.

... wobei spezifisch die Karwochen-Prozessionen mit ihren mehrtägigen begleitenden Trommelwirbeln einen tief sitzenden sinnliche Eindruck hinterlassen haben - bei Buñuel selbst auch einen Hörschaden.

Ein Teilnehmer der 'Jesus El Pobre'-Prozession in Madrid.

Foto: REUTERS/Andrea Comas

Filippinos, die sich an Kreuze nageln lassen, und diverse Maso-Flagellanten mögen ein all-österlicher Fixpunkt für Redakteure vermischter TV-Nachrichten sein.

Fotoreporter freilich scheinen ein weit innigeres Faible für die grafische Bildkraft der Kaputzenmänner entwickelt zu haben.

Teilnehmer der 'La Estrella'- Bruderschaft in der andalusischen Metropole Sevilla.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die historischen Wurzeln reichen ins 15. Jahrhundert zurück: Bei den damals gängigen lautstarken Büßerprozessionen sollten Kaputzen die Anonymität der sich sündig Fühlenden garantieren. (n.b.: Wer weiß, womöglich erleben manche US-Städte demnächst ein Revival...)

'Recogimiento'-Brüder vor dem altrömischen Aquädukt von Segovia

Foto: REUTERS/Paul Hanna

Bild nicht mehr verfügbar.

Falls sich noch wer Illusionen macht: An Sünde und Reue mag bei den Umzügen wohl kaum einer der heute Mitwandernden Gedanken verschwenden, kollektive Freude an Farben und Fiesta wohl eher die Motivation darstellen.

Die Brüder von San Esteban warten in Sevilla auf ihre große Show.

Foto: APA/epa/Emilio Morenatti

Bild nicht mehr verfügbar.

Weiters, nicht zu vernachlässigendes Motiv: Wo kann man heute denn noch so unbeschwert männerbündeln?

Und, um Unterspieltes wie Offensichtliches anzusprechen: Wie jede Maskerade ist das Ganze mächtig sexy.

Mitglieder der 'Sagrada Cena'- Bruderschaft von Palma de Mallorca beim letzten Zurechtrücken ihres Fummels.

Foto: REUTERS/Dani Cardona

Bild nicht mehr verfügbar.

Und schließlich sind die Prozessionen - wie etwa auch die Stierläufe von Pamplona und diverse Tomatenschlachten - zu einer Top-Touristenattraktion herangereift.

Très chic, die Brüder von 'Silencio' im nordspanischen Pontevedra

Foto: REUTERS/Miguel Vidal

Bild nicht mehr verfügbar.

In den ehemaligen Kolonien kommt die eigentümliche Mixtur von rituellen Elementen eines aufgepflanzten Katholizismus und älterer Kulte zum Tragen, etwa bei den visuell als besonders spektakulär geltenden Umzügen von Guatemala: hier ein von Weihrauch umnebelter Schweigemarsch durch Antigua.

Foto: REUTERS/Jorge Silva

Bild nicht mehr verfügbar.

Der magisch-animistische, nonverbale, bild- und bühnenhafte Aspekt hat, wen wundert's, für Kinder einen speziellen Appeal - vor allem, wenn das Zeremoniell ihnen vorschreibt, wie kleine Märchenbuch-Aristos aufzutreten.

Die jugendliche Staffage des 'Excombatientes'-Ordens vor der 'Santo Entierro'-Prozession im nordspanischen Pontevedra.

Foto: REUTERS/Miguel Vidal

Bild nicht mehr verfügbar.

Eine deutliche Spur unheimlicher wirken da schon die Kinder aus Guatemala mit ihrer Kombination aus rituell wirkendem Violett und Favela-Turnpatschen, ...

Foto: REUTERS/Jorge Silva

Bild nicht mehr verfügbar.

... vor allem, wenn sie dann eine schier nicht enden wollende, sargartige Via-Dolorosa-Nachbildung durch die Stadt zu tragen haben.

Foto: REUTERS/Jorge Silva

Bild nicht mehr verfügbar.

Es ist vollbracht: Mit mediterranem Sinn für Plastizität und Farbigkeit arrangierte Grab-Installation in Siggiewi im Binnenland von Malta. Man beachte speziell das inszenatorische Detail der hervorlugenden Füße.
hcl

Foto: REUTERS/Darrin Zammit Lupi