Wenn Menschen mehr als zwei Stunden täglich fernsehen, neigen sie zu "Tätlichkeiten, Raufereien, Raub und gefährlicher Drohung", behauptet wieder einmal eine wissenschaftliche Untersuchung. Gewalt durch Fernsehen? Dem muss man abhelfen.Eine ernsthaft arbeitende TV-Redaktion sieht sich verpflichtet, die spärlich gesäten erfreulichen Ereignisse im Sinne einer friedensstiftenden Mission gesondert hervorzuheben. Der Sonntagabend hält nämlich eine schöne, in bester Ostermanier versteckte Überraschung bereit: BBC Prime zeigt um 20 Uhr "Mirrorball", eine Produktion aus dem Hause French & Saunders, InsiderInnenn als Urheberinnen der Comedyreihe "Absolutely Fabulous" bekannt. In "Absolutely Fabulous" brillierte Jennifer Saunders als hysterische Modemutter Edina gemeinsam mit Joanna Lumley als ausgedörrte Mittfünfzigerin Patsy. Die zwei jede Form von Bürgerlichkeit wie der Teufel das Weihwasser fürchtenden Frauen tauchen nun mit der gesamten "AbFab"-Crew in "Mirrorball" wieder auf. Alles dreht sich um die einstigen Bühnendivas Vivienne Keill (Saunders) und Jackie Riviera (Lumley), die sich auf die Suche nach ihrer Jugend machen. Viviennes ernste Schwester ist Julia Sawalha, die verkorkste "AbFab"-Tochter Saffy. In dieser halben Stunde "Mirrorball" wird niemand verhauen, das ist gewiss, und allen Medienwissenschaftern sei's gesagt: Immer noch ist es unsere "Reality", die Gewalt hervorbringt, nicht nur "das TV". (prie) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, Sa./So./Mo., 30. /31. März/ 1. April 2002)