Wien - Seit Freitag tauscht die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) keine EU-Währungen mehr gegen Euro, dafür aber unbegrenzt Schillinge. Dass noch jede Menge der alten Währung im Umlauf ist, bestätigt der zuständige Hauptabteilungsleiter in der Nationalbank, Alfred Scherz: "Im Dezember vergangenen Jahres waren 6,5 Milliarden Stück im Umlauf zu einem Gegenwert von acht Milliarden Schilling (581,38 Mio. Euro), davon waren mehr als drei Milliarden Zehn-Groschen-Stücke." In der letzten Märzwoche schrumpfte die Anzahl auf 4,2 Milliarden Stück zu einem Wert von 4,8 Mrd. S. Was einerseits bedeutet: Einiges davon liegt noch bei den Banken, die die alte Währung noch der Nationalbank liefern müssen, der Rest ist noch in den Händen der Verbraucher. Münzenschwund Das betonte Hängen an der Tradition dürfte auch mit der Geschichte des heimischen Münzsystems zu tun haben. So hat sich dieses seit den Sechzigerjahren praktisch nicht verändert, sieht man von der 20-Schilling-Münze ab. Der jährliche Schwund an Münzen beläuft sich laut OeNB auf ein bis zwei Prozent pro Jahr. Frau und Herr Österreicher hängen aber auch noch an den Scheinen, das zeigt die erstaunlich hohe Anzahl an 5000-Schilling-Noten: Es seien noch 600.000 Stück im Umlauf, sagt Scherz. Das macht in Summe drei Milliarden Schilling. Insgesamt waren bis Ende des Vorjahres 440 Millionen Stück Scheine im Umlauf. Mehr als 80 Millionen davon wurden noch nicht zurückgegeben, sagt Scherz. Beliebte 20er-Scheine Vor allem an den 20er-Scheinen hängen die Leute: 33 Millionen Stück seien noch ausständig. Davon werden wohl viele "draußen" bleiben, da die Leute sie als Erinnerung an die alte Währung horten dürften. Scherz rechnet nun damit, dass in den nächsten drei Monaten noch in "größerem Ausmaß" gewechselt wird. Danach sollte es weiter Schillinge "reintröpfeln", erst über Jahre werde sich dann ein deutliches Minus bei den oben genannten Zahlen zeigen. Österreicherin und Österreicher hängen also noch am Schilling, was ein weiteres Beispiel zeigt: Von der alten Serie der 20-Schilling-Noten, die 1988 gedruckt wurden, sind noch immer zehn Millionen Stück im Umlauf. (Esther Mitterstieler, DER STANDARD, Printausgabe 30.3.2002)