Beim Poker um die Aufteilung des Unternehmens von Leo Kirch ist ein neuer Spieler aufgetaucht: Der Springer-Verlag will seine Anteile an der ProSieben-Gruppe aufstocken. Springer könnte seine Geldforderung damit in eine höhere Beteiligung umwandeln. Wie aus Branchenkreisen verlautete, möchte Kirch seinen Anteil an der ProSieben-Gruppe, der derzeit 11,5 Prozent beträgt, auf eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie erhöhen.Offiziell hält sich der Verlagskonzern (Bild, Welt) bedeckt, an dem Kirch 40 Prozent hält. Sprecherin Edda Fels zum STANDARD: "Verzicht auf unsere Forderung ist keine Option." Das schließt stärkeres Engagement nicht aus: Kirch kann ohnehin jene 767 Millionen Euro nicht aufbringen, die Springer für einen Rückkauf der Aktien mit Ende April fordert. Am Donnerstagnachmittag stellten einander Banken und potenzielle Investoren rund um den australisch-britischen Medienunternehmer Rupert Murdoch und Italiens Silvio Berlusconi gegenseitig Ultimaten, die aber verstrichen. In Bankenkreisen wurde vermutet, dass die Kirch-Konkurrenten es darauf anlegten, den Münchner Konzern in die Insolvenz schlittern zu lassen, um sich dann billiger die Filetstücke holen zu können. Die Banken machten ihrerseits Druck, erklärten sich zu einer Lösung ohne Murdoch und Co bereit. (afs/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. März 2002)