Wien - Mit einer Entscheidung können sich die Publikumsaktiengesellschaften von morgen Zeit lassen. Mit einer raschen Erholung am Kapitalmarkt rechnet kaum jemand. Dies ergab eine Umfrage der Münchner Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner unter 180 potenziellen Börsenkandidaten in Deutschland und Österreich. Fast die Hälfte (48 Prozent) aller befragten Unternehmen sieht den "richtigen Zeitpunkt" für einen Börsengang nicht vor 2003. Erst dann, so ihre Einschätzung, werde das Klima wieder freundlicher sein. Lediglich ein Drittel bleibt optimistisch und rechnet ab dem dritten Quartal dieses Jahres mit besseren Rahmenbedingungen für Erstplatzierungen. Zwei Drittel aller börsenwilligen Unternehmen in Deutschland und Österreich, die öffentlich ein Listing angekündigt hatten, haben ihren Börsengang vorerst verschoben. Ganz gestrichen haben rund 13 Prozent der deutschen und 44 Prozent der österreichischen Unternehmen ein Initial Public Offering (IPO). Die Begründungen fallen in den beiden Ländern allerdings höchst unterschiedlich aus. Starke Unterschiede zwischen österreichischen und deutschen Unternehmen Mehr als 90 Prozent der befragten deutschen Unternehmen befürchten eine zu niedrige Bewertung bei einem Börsengang zum aktuellen Zeitpunkt. In Österreich liefern nur 2 von 3 befragten Firmen dieses Argument. Während 89 Prozent der deutschen Unternehmen auf die unsichere Stimmungslage am Kapitalmarkt verweisen, hebt nicht einmal jedes zweite österreichische Unternehmen diesen Aspekt hervor. Hier wird an die eigene Nase gefasst: 60 Prozent erklärten, dass ein IPO für sie gegenwärtig nicht in Frage komme, weil ihre eigene Umsatzentwicklung hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückliege. In Deutschland geben dies nur bescheidene 11 Prozent an. Ebenfalls unterschiedlich werden externe Rahmenbedingungen und interne Aufgabenstellungen als IPO-Hinderungsgründe beurteilt. So meinten jeweils nur knapp 15 Prozent der deutschen Börsen-Aspiranten, dass ein verändertes Markt- und Wettbewerbsumfeld sowie interne Fragen der Organisation und des Controlling eine Rolle gespielt hätten. Dagegen waren in Österreich für 33 und 46 Prozent der Unternehmen diese Punkte mitentscheidend. Börsenplatz Wien gewinnt an Reiz "Mangels echter Alternative", sagt Sven Oleownik, Leiter Corporate Finance bei Dr. Wieselhuber & Partner, streben noch immer 51 Prozent der deutschen und 20 Prozent der österreichischen Börsenaspiranten ein Listing am Neuen Markt an. Gerade aber bei Austrias Kandidaten gewinne der Börsenplatz Wien offenbar an Reiz, so die in der FTD zitierte Umfrage. (APA)