Musik
Vor 20 Jahren starb Fatty George
Der österreichische "Satchmo" hinterließ mehr als seinen Namen im Traditional Jazz Europas
Wien - Er war schwerwiegend in jeder Hinsicht: Körperlich
sowieso war Fatty George auch über Jahrzehnte einer der Eckpfeiler
der Wiener Musikszene. In Sachen Traditional Jazz war der
Klarinettist, der eigentlich Franz Georg Preßler hieß, stets eine der
ersten Adressen in Europa. Der große "Satchmo", Louis Armstrong, soll
über Fattys Musik einmal so etwas Ähnliches wie "Wonderful,
wonderful" gesagt haben. Am Freitag (29. April) jährt sich zum 20.
Mal der Todestag des legendären Musikers. Geboren wurde Franz Georg Preßler am 24. April 1927 in Wien. Er
studierte am Konservatorium und an der Musikakademie in der
Bundeshauptstadt. Mit 18 Jahren, unmittelbar nach dem Krieg, begann
er seine Leidenschaft für den amerikanischen Sound zu pflegen und
trat zunächst in russischen, dann in US-Soldatenclubs auf. 1947
startete Fatty George ein Zwischenspiel in Deutschland.
Neben seinem Ruf, zu den besten Jazzklarinettisten Europas zu
gehören, machte sich der Wiener auch als Gründer von Jazzclubs einen
Namen. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland eröffnete er im Jahr 1952
zunächst in Innsbruck "Fatty's Jazz Casino", ab 1955 lebte er wieder
in Wien, von wo aus er Tourneen durch Mitteleuropa unternahm. 1958
eröffnete er am Petersplatz in der Bundeshauptstadt "Fatty's Saloon"
- damals Europas größtes Jazzlokal.
Jazzland
Bis 1963 spielte dort - natürlich - Fatty samt Band, immer wieder
gab es aber auch Sessions mit Kalibern wie Lionel Hampton, Ella
Fitzgerald, Art Blakey und John Lewis. 1964 musste George den Club
erstmals zusperren, auch später konnte er den kontinuierlichen
Betrieb nur phasenweise aufrechterhalten. In den siebziger Jahren
spielte der Klarinettist in seinem neugegründeten Lokal Jazzland bei
der Ruprechtskirche. Am 29. März 1982 starb er 54jährig nach langer
schwerer Krankheit.
Fatty George verdankte seinen Ruhm dem Swing, er zelebrierte
technisch vollendet die Tradition des Jazz. Daneben pflegte er aber
auch Ausflüge in modernere Spielarten, unter anderem mit Hans Koller,
Friedrich Gulda und Joe Zawinul.
Der Klarinettist empfand Zeit seines Lebens eine tiefe
Verbundenheit zwischen Jazz und dem Wienerlied. Ein Musical, "Walzer
in Moll", blieb unvollendet. Warum er die amerikanischen Klänge der
Musik seiner Geburtsstadt vorzog - dieses Geheimnis hat Fatty George
für sich behalten. Für den europäischen Jazz war er jedenfalls ein
unschätzbarer Gewinn. (APA)