Nahost
Blutbad im israelischen Netanya
Selbstmordattentäter zündet Sprengsatz vor Hotel - Mindestens 15 Tote und hundert Verletzte - Hamas bekennt sich zu Attentat
Jerusalem - Mit einem blutigen Selbstmordanschlag
in Israel haben die Friedensbemühungen im Nahen Osten einen schweren
Rückschlag erlitten. Bei einem der schwersten Attentate seit dem
Beginn des Aufstands der Palästinenser vor 18 Monaten sind am
Mittwoch in der Küstenstadt Netanya mindestens 15 Menschen getötet
worden. Mehr als hundert Personen wurden verletzt, wie die Polizei
berichtete. Das Attentat ereignete sich zum Beginn des jüdischen
Passahfests. Der Attentäter habe das Park Hotel betreten, sei durch
die Lobby zum Essensraum gegangen, wo er sich in die Luft sprengte,
berichtete der örtliche Polizeichef, Aharon Franko. Nach Angaben der Polizei schweben 16 der Verletzten in
Lebensgefahr. Zahlreiche Gäste mussten mit Schocksymptomen behandelt
werden. Unter den Toten waren nach Angaben des israelischen
Fernsehens auch mehrere Kinder. Der israelische Polizeiminister Usi
Landau sagte am Ort des Anschlags: "Dies war kein Anschlag, dies war
ein Massaker."
Zweiter Anschlag in Netanya in zwei Wochen
Es war der zweite Anschlag in Netanya in zwei Wochen. Zu dem
Anschlag soll sich in einem Anruf bei einem arabischen Fernsehsender
die islamistische Gruppe Hamas bekannt haben. Im Park Hotel warteten
viele Menschen auf den Einlass in den Essenssaal, wo das
traditionelle Essen zum Passahfest serviert wurde. Nach der Explosion
stürzten Wände ein, Tische und Stühle wurden umgeworfen. Kabel hingen
von der Decke.
Polizei machtlos
Die israelische Polizei war wegen des Passahfests in erhöhter
Alarmbereitschaft, mehr als 10.000 Polizisten waren an möglichen
Gefahrenpunkten stationiert worden. Es aber sei unmöglich, alle
Angriffe zu verhindern, sagte Polizeichef Shlomo Aharonischki. "Auch
mit noch mehr Polizisten können wir die Städte nicht abriegeln.
Dieser Anschlag beweist dies nur." Auch die Bürgermeisterin von
Netanya, Miram Feyerberg sagte, Angreifer könnten von vielen Seiten
in die Stadt gelangen. "Es ist einfach unglaublich." Am 9. März
hatten zwei Palästinenser im Hotel Jeremy in Netanya das Feuer
eröffnet und dabei zwei Israelis getötet und Dutzende verletzt. Die
Polizei tötete die beiden Angreifer.
"Dieses Massaker beweist, dass die Palästinenser nicht die Absicht
haben, irgendeine Art von Waffenruhe zu erreichen", sagte ein
Mitarbeiter des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon in
Jerusalem. Dem Terror gegen Israel solle offenbar kein Einhalt
geboten werden.
Der bisher schwerste Anschlag seit Beginn der zweiten
palästinensischen Intifada hatte sich am 1. Juni vergangenen Jahres
ereignet, als palästinensische Extremisten vor einer Diskothek in Tel
Aviv 21 Menschen töteten.
Der Anschlag drohte auch die Bemühungen des US-Vermittlers Anthony
Zinni um einen Waffenstillstand zu gefährden. US-Präsident George W.
Bush hatte zuvor noch in Washington erklärt, Zinni verzeichne sehr
gute Fortschritte. Nach dem Anschlag sagte aber ein Berater des
israelischen Ministerpräsidenten, Israel wolle zwar einen
Waffenstillstand, werde seine Politik aber womöglich angesichts
dieses Anschlags überdenken. Israel macht für gewöhnlich den
palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat für solche Anschläge
verantwortlich.
Bei Ramallah im Westjordanland nahm die israelische Armee am
Mittwoch einen mutmaßlichen palästinensischen Selbstmordattentäter
fest. Der Mann habe Sprengstoff bei sich getragen und sei in einem
Krankenwagen befördert worden. Der Fahrer des Krankenwagens stand
laut israelischer Armee auf ihrer Fahndungsliste. (APA/AP/dpa)