Literatur
"Geschähe desgleichen mit Mohammed..."
Reaktionen überraschen Verlag - Solidarität der "IG Autorinnen Autoren"
Wien - Weitere Stellungnahmen zum Karikatur-Bändchen "Das Leben des Jesus" von Gerhard Haderer: Der Verlag gibt sich überrascht von der Heftigkeit der Reaktionen; und die IG Autorinnen Autoren
veröffentlichte eine Protestnote.
Gerhard Ruiss und Nils Jensen von der IG erklärten sich in
einer veröffentlichten "Aufforderung zur Beendigung der Kampagne gegen Gerhard Haderer
und den Ueberreuter Verlag" "uneingeschränkt solidarisch" mit dem
Autor und dessen Verlag: "Wir bieten jede uns mögliche
Unterstützung an und finden die gegen den Autor, das Buch und den
Verlag geschürte Stimmung unerträglich und ebenso einer
ernstzunehmenden Kirche wie einer ernstzunehmenden Demokratie für
unwürdig".
"Geschähe desgleichen mit Mohammed..."
Fritz Panzer,
Geschäftsführer des Wiener Ueberreuter Verlags, der den schmalen Band
kürzlich auf den Markt gebracht hat, zeigte sich auf Anfrage "überrascht von den
heftigen Reaktionen, im positiven wie im negativen. Wir haben nicht
gerechnet, dass dieses Buch, das viele Vorgänger hat, solche
Emotionen hervorrufen wird".
Neben "ein paar hundert" E-Mails in der Sache bekommt Panzer auch
mehr Post als üblich. Zwanzig Briefe waren es etwa am Dienstag. Nach
der ersten Erregung halten sich derzeit die positiven ("hier lautet
der Tenor: Lachen muss erlaubt sein!") und die negativen Reaktionen
etwa die Waage.
Doch letztere lassen mitunter nichts an Deutlichkeit
vermissen: "Vor mir liegt eine anonyme Karte: "'Geschähe desgleichen
mit Mohammed, stünden schon längst Sie und Herr Haderer auf der
Todesliste'", zitiert der Geschäftsführer - "Das kommt häufiger vor,
dass man uns wünscht, wir wären im Islam..."
"Ich verstehe die Aufregung nicht", so Panzer weiter, "Es geht
schließlich um ein Buch, in das niemand reinschauen muss. Es wurde ja
niemand persönlich angegriffen, es geht um die Darstellung einer
historischen Figur aus einer satirischen Perspektive."
Mit einer
Anklageerhebung rechnet der Ueberreuter-Chef nicht: "Dann müsste
gegen hundert am Markt befindliche Bücher Anklage erhoben werden, von
Walter Moers bis Georges Bataille und Karlheinz Deschner. Ich hoffe
sehr, dass die Österreicher so vernünftig sind, dass sie trennen
können zwischen satirischem Buch und Verletzung religiöser Gefühle." (APA)