Bilbao/Burgos/Wien - "Unser Windkraftwerk kann man in der Landschaft gar nicht sehen", sagt Iñaki Garaio. Und meint es ernst - "ab vier Kilometern, denn die Masten sind nur 35 Zentimeter dick". Das ist der Hauptvorteil des neuen Modells: Es ist viel leichter als bestehende Windmühlen. "Der größte Bauteil", so Garaio von der Entwicklungsfirma Enerlim, "misst gerade zwölf Meter. Wir haben daher keine schweren Kräne oder tollen Zufahrten für unsere erste Anlage bei Burgos gebraucht." Und so spart das mit der Universidad del País Vasco in Bilbao entwickelte Konzept Gewicht: Statt eines schweren 60-Meter-Turms für ein Windrad sieht es zwei Masten mit 25 Metern vor, zwischen denen auf verschiedenen Höhen drei Stahlseile gespannt sind. Auf ihnen sind Aluminium-Polycarbonat-Flügel montiert, die die Seile bei genug Wind bewegen. Transmissionsriemen an den Masten betreiben dann einen Generator. "Die Geschwindigkeit ist sanft - 40 km/h -, so können die Vögel leicht ausweichen", versichert Garaio. Hier setzt die Skepsis von Vertretern der Rotortechnologie wie Stefan Hantsch, Chef der heimischen Interessengemeinschaft Windkraft, an: "Vom Konzept her sieht es wesentlich teurer aus. Normale Räder bewegen sich mit bis zu 300 km/h. Und damit holen wir beim gleichen Flächenbedarf nicht 300 Kilowatt heraus, sondern 400." Die Anlage bei Burgos sei mit 180.000 Euro "halb so teuer" wie konventionelle Windkraftwerke und lasse sich bei gleicher Fläche auf 600 Kilowatt auslegen, kontert Garaio. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.3.2002)