Graz - In ihrem vermeintlichen Kampf gegen Drogen wollen die Grazer Freiheitlichen nach ihrer bisher erfolglosen "Dealer-Kopfgeld-Aktion" mit einer so genannten Bürgerwehr mutmaßlichen Dealern vor Grazer Schulen das Handwerk legen.

Ausgerechnet vor einem zweisprachigen Gymnasium, deren Direktion selbst gegen die Aktion ist, soll die Patrouille nach Ostern erstmals postiert werden. Die Schule liegt im traditionellen Arbeiterbezirk Lend, in dem die meisten in Graz lebenden Afrikaner wohnen.

"Jeweils vier Mann sollen zu Stoßzeiten im Umfeld der Schule für eine drogenfreie Zone sorgen", so der FP-Gemeinderat Alexander Lozinsek. Erkennbar soll die Bürgerwehr an orangefarbenen Gilets sein, wie sie etwa auch Straßenarbeiter tragen. "Natürlich hat das Ganze nur einen Verlagerungseffekt, aber viele Eltern haben gefordert, endlich etwas zu unternehmen." Eltern der betroffenen Schule sollen allerdings nicht in die orangen Jacken schlüpfen. Lozinsek: "Letzten Endes werden wir auf Parteimitglieder zurückgreifen müssen." Ein solches ist Daniel Schafzahl, der Revierinspektor des Wachzimmers Lend, der, so Lozinsek, Unterstützung durch je einen uniformierten Beamten zugesagt habe.

Sichtlich verärgert reagierte auf Schafzahls Versprechen Franz Stingl, der Grazer Polizeipräsident. Stingl zum STANDARD: "Das wird so sicher nicht gespielt! Es wird sicher keine Zusammenarbeit unsererseits mit dieser Bürgerwehr geben. Ich halte diese ganze Sache für eine Emotionalisierung gegenüber der schwarzen Bevölkerung. Die Annahme, dass jeder Schwarzafrikaner ein Drogendealer ist, trifft einfach nicht zu." Dass vor manchen Grazer Schulen gedealt wird, kann Stingl bestätigen, "allerdings kann ich nicht sagen, dass gerade diese Schule ein Schwerpunkt ist."

Zum Dealer-Kopfgeld der FPÖ meint Stingl: "Da haben wir noch keinen einzigen Hinweis bekommen, der für uns interessant genug gewesen wäre." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.3.2002)