Telekom
MobilCom und France Telecom beenden Streit
MobilCom-Chef Schmid tritt zurück und verkauft Anteile an Banken
Der Machtkampf zwischen dem
deutschen Telefonunternehmen MobilCom
und seinem französischen
Großaktionär
France Telecom
ist entschieden: MobilCom-Chef Gerhard
Schmid streicht die Segel, die weitere Zukunft des Büdelsdorfer
Unternehmens ist dagegen noch ungewiss.
Abgang
Die beiden seit Wochen um die UMTS-Finanzierung streitenden
Unternehmen haben ihren Konflikt beigelegt, wie sie am Dienstag
mitteilten. Als ein wesentliches Ergebnis der Einigung wird
MobilCom-Chef Gerhard Schmid seine Firmenanteile von knapp 40 Prozent
an eine Gruppe von Banken verkaufen und den Planungen zufolge im
April als Firmenchef ausscheiden - "wenn die Banken seine letzte
Aktie übernommen haben", sagte MobilCom-Sprecher Matthias Quaritsch.
Positive Sicht der Dinge
France Telecom bezeichnete den Aktienverkauf als "sehr positive
Etappe auf dem Weg einer vernünftigen Lösung". Die Bereitschaft
Schmids, innerhalb der nächsten Wochen als Aktionär und Chef des
Unternehmens auszuscheiden, bedeute "eine Feuereinstellung", sagte
der Finanzchef des französischen Telekomriesen Jean-Louis
Vinciguerra. "Dies ist das Ende unserer Streitigkeiten." Noch nicht
gelöst ist nach den Worten des MobilCom-Sprechers, wie es beim
bisherigen Hauptstreitpunkt - der UMTS-Finanzierung - weitergeht.
Während Schmid den schnellen Ausbau verlangte, wollten die Franzosen
die geplanten Milliarden-Investitionen strecken.
Wertvoll
Für den Aktienverkauf nannte der MobilCom-Sprecher einen Preis von
22 Euro, was Schmid rund 573 Millionen Euro brächte. Das Geld sei für
Schmid nicht das Entscheidende, sagte Quaritsch. Es sei um die
Verantwortung für 5.700 Mitarbeiter und darum gegangen, eine Lösung
zu finden, die deren Zukunft und die des UMTS-Ausbaus sichert,
begründete er Schmids Entscheidung. "Das Kapitel für mich war sehr
wichtig, das Kapitel mit France Telecom und Orange zusammen ist für
MobilCom noch viel wichtiger", sagte Schmid in einer ersten Reaktion
im ARD-Fernsehen.
Noch nicht begonnen
Nach den Worten des französischen Telekom-Managers haben die
Verhandlungen mit den Banken über Schmids Aktienverkauf noch nicht
begonnen. "Wenn es Schmid nicht gelingt, seine Anteile zu verkaufen,
dann müssen wir wieder von vorne anfangen", sagte Vinciguerra.
Der MobilCom-Chef legt mit seiner Entscheidung die Zukunft des von
ihm 1991 gegründeten Unternehmens in die Hände der Franzosen, auch
wenn seine Aktien zunächst bei Banken geparkt werden. Das hat für
France Telecom den Vorteil, dass MobilCom nicht sofort konsolidiert
werden muss. Die MobilCom-Verschuldung von mehr als 7 Milliarden Euro
belastet somit France Telecom nicht, die selbst ein Schuldenberg von
60 Milliarden Euro drückt. "Ziel ist es, die im Juli fälligen Bankenkredite
von 4,7 Milliarden Euro bei MobilCom über mehrere Jahre neu zu verhandeln,
um mittelfristig ein Überleben des Unternehmens und die Präsenz von
France Telecom auf dem deutschen Markt zu sichern", sagte
Vinciguerra.
Nicht öffentlich
Er stellte klar, dass es kein öffentliches Kaufangebot für
MobilCom geben werde. Auch Schmids Ehefrau Sybille ist mit rund 10
Prozent an MobilCom beteiligt, 28,5 Prozent halten die Franzosen über
ihre Mobilfunktochter Orange, der Rest ist in Streubesitz. Die
beteiligten Banken übernehmen laut Vinciguerra
Minderheitsbeteiligungen von unter 30 Prozent. Mit diesen neuen
Aktionären will France Telecom dann über einen "vernünftigen
Geschäftsplan mit begrenzten finanziellen Risiken" beraten. Nach
Einschätzung von France Telecom können nur drei bis vier
UMTS-Anbieter in Deutschland überleben. Wegen der enormen
Investitionen favorisieren die Franzosen Firmenzusammenschlüsse im
Markt.
Fusionswunsch
France Telecom hat sich daher für eine Fusion der MobilCom mit
einem anderen deutschen Betreiber ausgesprochen. "Wir denken, dass es
Sinn macht, dass MobilCom mit einem anderen Player in Deutschland
fusioniert oder in bestimmten Punkten zusammenarbeitet", sagte
Vinciguerra heute auf einer Telefonkonferenz. "Bei dem neuen
verbundenen Unternehmen wären wir dann Minderheitsaktionär."
(APA/Reuters)