Da werden pathetische Passagen, eher peinlich als lustig wirkende Slapstick-Momente und Versuche erotischer Darstellung kantig nebeneinander gesetzt. Wesentlich stimmiger fungiert dagegen das durch schlichte Eleganz beeindruckende Bühnenbild Patrick Kinmonths, das - wie etwa am Ende des zweiten Aktes, wo die narzisstisch nach Unsterblichkeit verlangende Semele und ihre Schwester Uno himmlisches Glück preisen - auch berührend poetische Momente zaubert.
Bezeichnend für diese Inszenierung ist auch die Tatsache, dass sich zwar viele Szenen im Doppelbett des Götterkönigs Jupiters abspielen, die dargestellte Erotik dabei aber kühl und keusch präsentiert wird; und das nicht nur, weil Semeles Geliebter seinen Liebesakt bei voller Bekleidung ausübt. Es ist das kühle, distanzierte Spiel des von Nicholas Kok zu wenig motivierten Orchesters, das den Protagonisten zwar eine präzise Basis schafft, sich aber sonst zu diskret im Hintergrund hält.
Dabei sind die stimmlichen Voraussetzungen gerade bei Semele (Ann Helen Moen) und Jupiter (Marlin Miller) bestens. Moens präzise Koloraturen lassen das unstete, gierig fordernde Wesen Semeles ebenso glaubhaft erscheinen, wie der schlanke und im Timbre sehr jugendliche Tenor Millers dem mächtigen Gott menschliche, im dritten Akt verzweifelte Züge abgewinnt.