Bad Tatzmannsdorf - Im Fußball ist kaum ein Aspekt wichtiger als das gesprochene Wort. Kein Spielergebnis, keine Fertigkeit, kaum ein Mensch und sicher keine Mannschaft haben auf die öffentliche Aufnahme und den Ruf dieses Sports einen vergleichbaren Einfluss. Otto Baric' Phrasen von der Schwierigkeit, unter so wenigen guten Österreichern elf Geeignete zu finden, wurden vom Kranklschen Vokabular des "Brennens" abgelöst.

Hickersberger

So zieht jeder Verantwortliche und jeder Konsument seine persönlichen Bilanzen - Krankl beruft beispielsweise den Salzburger Verteidiger Thomas Hickersberger, den Sohn von Exteamchef Josef Hickersberger, für das Spiel gegen die Slowakei (Mittwoch, 20.30, Graz) ein. "Ein moderner Universalspieler", sagt Krankl über ihn, "der unterschätzt wird und leider nicht die Ausdauerwerte hat, die er haben sollte." Hickersberger war oft verletzt (Kreuzbandriss, Patellasehnenriss), was ihn im Verein mit einer angeborenen Trainingsunlust (in Krankls Worten: "Ein madiger Hund, der seinen Schweinehund nicht mehr überwinden kann") am Aufbau einer exzellenten Ausdauer hinderte. "Er ist ein Wettkampfspieler, wie ich einer war", versucht Krankl zu kalmieren, "aber ich pfeif' auf die Werte, mir geht's um den Menschen und den Fußballer." Wo hier die Trennlinie verläuft, falls es eine gibt, bleibt vorerst offen.

Manninger

Alexander Manninger, der neue Teamtorhüter, gab gestern zu, "die Grenze zum Leichtsinn" überschritten zu haben, als er nach der Knöchelverletzung im Abschlusstraining zum letzten Länderspiel unter Baric (Istanbul, 0:5) bei Fiorentina sofort wieder spielte. "Ich hab' mich verknackst", sagte Manninger erst beschwichtigend, dann räumte er ein, die Bänder seien "vielleicht eingerissen gewesen"; ein "kleines Wunder" nach vier Tagen Behandlung habe das wieder bereinigt. Gestern jedoch wurde er im Oberwarter Spital röntgenisiert - die erste, noch in Istanbul getroffene Diagnose des Teamarztes Ernst Schopp erwies sich als zutreffend: Riss des vorderen, des äußeren Bandes und des Syndesmosebandes. Manninger bewegt sich auf einen Knorpelschaden zu, er kann nur schwer getapet und mit Hilfe von Spritzen spielen. "Ich bin immer gut betreut worden, aber ich kenn' mich das Alzerl besser", sagte Manninger gestern.

Die Sprache bei Fiorentina lautete wohl: Du spielst, egal mit welchem Risiko. Oder du spielst nicht mehr. Das Risiko scheint sich für Manninger ausgezahlt zu haben, angeblich wollen ihn größere Vereine in Italien; am 5. Mai steigt das letzte Meisterschaftsspiel, nachher soll eine gründliche Rehabilitation den Knöchel retten. Wenn da nicht das Länderspiel gegen Deutschland am 18. Mai wäre. "Man wird eine Lösung finden", sagt Manninger. Der Profifußball ist gnadenlos, die unscharfen Worte dürfen einen da nicht täuschen. (josko)

(DER STANDARD, PRINTAUSGABE 26.3. 2002)